Schon ewig nicht mehr neu: “Downton Abbey”, die Serie

Befragt, ob sie sich denn je selbst “Downton Abbey” gesehen habe, antwortete Dame Maggie Smith (dortselbst zu sehen in der Rolle der Dowager Countess of Grantham) in dem von ihr perfektionierten Ton damenhaften Ekels, dass nein, sie die Produktion nicht gesehen habe. Man habe ihr zwar ein Box-Set überlassen, aber dafür werde die Zeit jetzt wohl langsam knapp. Well.

“Downton Abbey” spielt in einer Zeit zu Anfang des letzten Jahrhunderts, als man einen Begriff wie Rekonvaleszenz noch mit Brühe, Decken, Schonung und vor allem viel Zeit assoziierte und wenn schon nicht mit sehr viel Zeit, so doch mit Brühe, Decken, Schonung, hatte ich jüngst die Gelegenheit, beim Gesundwerden Dame Maggie Tribut zu zollen und große Teile des Box-Sets durchzubinschen.

Die Story – Untergang des britischen Empire, gespiegelt an den beiden Ebenen eines britischen Adelshaushaltes – setze ich als bekannt voraus. Besetzt mit der Crème der britischen Schauspielgilde, in historisch akkuratem Setting in Szene gesetzt. Alles sehr gelungen.

Nach 6 (in Worten: sechs) Staffeln bleiben folgende Fragen offen:

“Wie muss es in Downton zugehen, wenn die große Wäsche haben?” (Ja, ich zitiere den “Untertan”.) Dazu sollte man wissen, dass ununterbrochen Mahlzeiten zubereitet, serviert und gegessen werden. Es wird gestickt und geflickt, Silber poliert und Schuhmengen gewienert, dass es auf keine Kuhhaut geht (hihi). Auch werden Armladungen voll weißeralsweißen vorbildlich gemangelten Laken treppauf getragen (treppab sind sie zerkrumpelt), aber waschen tun sie in Downton nie.

    Wieviel Spaß müssen die Herrschaften im Writers Room gehabt haben, wenn sie Dialoge für Dame Maggie und ihre häufigste Gesprächspartnerin Penelope Wilton erfanden?

    Und last but not least: Wieviele Hektoliter Tee wurden in dieser Produktion zubereitet und konsumiert?

    Es ist ähnlich wie mit der Serie “The Crown”, für die ich auch mindestens eine Dekade zu spät war: man kann sich das gut ansehen, vor allem, wenn das Gehirn ziemlich wattig ist und kleine Schläfchen zwischendurch keinen Schaden anrichten. Bedeutet lediglich, dass man eine Intrige oder ganz schreckliche Ehrverletzung halt später mitbekommt. Oder gar nicht. So what.

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