Ich hatte ja schon früh immer gerne recht und wußte alles besser, altklug ist gar kein Ausdruck, mehr so uraltklug, und darum war auch mein erster Berufswunsch Lehrerin. (Man wurde hierzu in der ersten Klasse befragt und sollte, mangels Buchstaben, ein Bild malen. Meins sah aus wie eine sehr mißlungene Karikatur von Fräulein Gebhardt, einer ältlichen Jungfer mit einem dicken Dutt aus pechschwarzem Haar – soweit zum Thema Rollenvorbild.)
Wo war ich gleich? Genau. Im Lift. Mit Taschen und Tüten schwer bepackt. Dann gebietet es im allgemeinen der gute Stil, dass die danach eingestiegene Person mit den freien Händen den Stockwerkswunsch der Beladenen abfragt und dann auf den entsprechenden Knopf drückt. Die Dame sah mich auch fragend an, reagierte auf “Fünf, bitte” mit einem strahlenden Lächeln und der Antwort “Vier”. Hmmm. Eher unüblich. Ich wiederholte also mein Anliegen und sie deutete in einer langgezogenen Bewegung mit dem Zeigefinger auf die gesamte Knopfleiste und listete auf: Adin? Dva? Tri? Chityri? Piat?
Dann haben wir das noch einmal auf Deutsch wiederholt (wegen Lehrerinnengen) und ich bin schließlich mit einem Zwischenstop in Chityri nach Piat gereist.
Eigentlich wollte ich mich im Ruhestand auf meine Türkisch-Studien fokussieren, vielleicht böte sich aber wegen der aktuellen Besiedlung der Wohnanstalt doch eher Russisch an.