Gestern Abend im Metropoltheater: “Post von Karlheinz”

In meinem Freundeskreis scheint sich etabliert zu haben, dass Geschenke Karten für Kulturveranstaltungen plus Begleitung des oder der Schenkenden sind. Ich finde das sehr fein und danke Frau S. aus D. für dieses, das in der Luxusvariante “Ich hole dich ab und bringe dich wieder heim” gereicht wurde.

Schee wars.

Im Metropol wurde in einer Inszenierung des Hausherrn Jochen Schölch eine szenische Lesung aus der inzwischen als Buch erschienen Sammlung der außerordentlich fremdenfeindlichen und hasserfüllten Zuschriften auf Facebook an den Journalisten (lange Zeit bei Spiegel Online) und Buchautoren Hasnain Kazim und dessen Antworten gezeigt. In Kazims Rolle der sehr passend als eloquenter Sprachkünstler mit einem großen Talent für Ironie besetzte Bijan Zamani, als “Richtige Deutsche” Thorsten Krohn, Thomas Schweiberer und Lucca Züchner.

Thomas Schweiberers Figuren haben es nicht mit der Interpunktion und überstrapazieren sie regelmäßig. Nicht ein, nicht zwei, nicht drei, nein, unter fünf, sechs, sieben Ausrufe- oder Fragezeichen machen es seine Schreiber nicht. Und Schweiberer liest sie mit seiner knarzigen Rühmannstimme alle, mit ausgesprochen aktiver Körpersprache, so dass es gegen Ende der Vorstellung reicht, wenn er nur wieder diese Hackbewegung mit den Armen macht. Krohn zeigt die dumm-stumpf gewalttätigen genauso gut wie die perfide-gebildeten aus dem gehobenen Bildungsbürgertum – einen Querschnitt der Gesellschaft. Lucca Züchners Frauen haben es anfangs etwas schwer, Kontur zu gewinnen, das kommt aber mit der Zeit.

Schölch setzt interessante und überraschende (und berührende) Akzente damit, dass er seine Schauspieler alte Volkslieder wie “In einem kühlen Grunde” vortragen läßt. Weil: das ist ja auch Deutschland.

Es macht dem ausverkauften Haus, uns auch, großen Spaß zu sehen und zu hören, wie die tumben Rechten da klug vorgeführt werden. Aber nachdem ich eine Nacht drüber geschlafen habe, frage ich mich, was das bringt. Die ändern sich nicht und wir fühlen uns gut. Reicht das? Und wenn nicht: was tun?

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