Gelesen: Karen Thompson Walker – “The Dreamers”

Ja. Tja. Schwierig. Ich lasse das Buch mit gemischten Gefühlen hinter mir.

Frage mich, wie sich eine Autorin wohl fühlt, fühlen muss, wenn sie im Januar 2019 ein Buch über eine viral übertragene Krankheit schreibt, die schnell zu dem führt, was wir alle jüngst erst erlebt haben (Quarantäneeinrichtungen, Ganzkörperschutzanzüge, überfordertes Gesundheitwesen, Masken für jedermann und -frau, Unwissen, Unsicherheit, Angst).

Thompson Walkers Virus versetzt Menschen in Tiefschlaf. Sie scheinen zu träumen. Er überträgt sich offensichtlich über die Luft, keiner weiß, wen er als nächsten befällt. Also wird das winzige Universitätsstädtchen in der Nähe von Los Angeles, in dem die Krankheit zuerst ausbricht, eilends von einem “Cordon Sanitaire” umgeben. Nun kann keiner mehr raus und keiner mehr rein. Werden die Infizierten rechtzeitig gefunden, kommen sie, solange es noch Rettungsdienste gibt, schnell in improvisierte Feldlazarette, wenn nicht, sterben sie im Schlaf an Dehydririerung.

Jetzt zeigen sich auch die Schwächen des Buches. Thompson Walker zeichnet einige Figuren deutlich, läßt sie sich entwickeln, hat eine Beziehung zu ihnen und erlaubt das ihrer Leserschaft ebenfalls. Andere bleiben eigenartig flach und es ist und bleibt egal, ob sie wachen oder schlafen, sterben oder leben.

Interessant und spannend hingegen, ist es, sich mit den Fragen zu beschäftigen, die sie aufwirft. Das Leben ein Traum? Viele der Träumenden berichten, nachdem sie wieder erwacht sind, von Träumen, die sich wie eine Vorahnung auf noch zu Geschehendes anfühlten. Andere arbeiten ihre Vergangenheit auf, manche nur eine einzelne Szene, wieder und wieder. Was also ist das, was wir Leben nennen? Was Realität? Davon schreibt sie in einer wunderbaren lyrischen Prosa, in der gelegentlich wuchtige Dampfhammer-Statement-Sätze wie dieser “This is how the sickness travels best: through the same channels as do fondness and friendship and love.” wie dicke Steine in einem sonst munter fließenden Bächlein herumstören.

Wie gesagt, gemischte Gefühle. Das Buch ist nicht richtig sehr gut, aber auch wirklich nicht schlecht. Es wird sich wohl jede*r selbst ein Bild machen müssen.

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