Let’s go to San Francisco

Warum denn nicht mit dem CalTrain, das kann ja nicht immer nur schiefgehen? Wieso sind denn am hellichten Sonntag so viele Menschen am Bahnhof? Oh, fuck, alle in Schwarz und Orange, dann ist wohl Game Day. Ach, nicht so schlimm, die Fahrt dauert nur 20 Minuten. Der Zug ist zu spĂ€t und es dauert 35 Minuten. Stehend, inmitten von Mann, Maus, Kind, Kegel, Großmutter, Mutter und (weiterem) Kind. Alle nur imstande, ĂŒber das Gesamtabteil hinweg laut schreiend zu kommunizieren. Ich will Ohrenlider. Jetzt sofort! Wo ist die Evolution, wenn man sie braucht? Wir sind angekommen, die Massen ziehen weiter brĂŒllend ins Stadion, ich zur N-Straßenbahn. Ach, die fĂ€hrt aufgrund von Sparmaßnahmen an Wochenenden nicht mehr? Na gut, dann zur T, die fĂ€hrt mir dafĂŒr vor der Nase weg. Ruhig bleiben, tief durchatmen, es ist Sonntag, die Sonne scheint und ich habe ein Buch dabei. Alles gut. Ich steige in die nĂ€chste, direkt aus dem FrĂŒhling in einen Blizzard. Die Klimaanlage hat offensichtlich nur 2 Einstellungen: “Eiswind” und “Aus”. Wir OrtsansĂ€ssiges kennen uns aus: nie ohne Jacke in die City. Ich wickle mich warm ein, stelle Kragen und Kapuze auf, sehne mich nach Handschuhen und steige an der Van Ness mit Frostbeulen aus. Keine der zahlreichen Rolltreppen funktioniert und mit Treppensteigen hats mein Bein noch nicht wieder so. Entsprechend mies gelaunt komme ich oben an. Wo fĂ€hrt denn jetzt wohl der 49er Bus, der mich in die Mission Street bringen soll? Ah, da, und er kommt auch schon. Ich werde Ohrenzeugin des GesprĂ€chs beim Fahrerwechsel, bei dem der neue erfĂ€hrt, dass er wegen der Parade NICHT die Mission Street fahren soll. Hallo? Nur wegen des Mission Carnavals sitze ich in diesem Bus und alle anderen auch und die, die jetzt gerade noch hereindrĂ€ngeln, inklusive der Irren, Wirren und Stinkenden auch. TĂŒren und Fenster geschlossen, brĂŒtende Hitze, TuchfĂŒhlung. Ich hĂ€tte gerne mit sofortiger Wirkung auch Nasenlider. Der Fahrer studiert die neue Route. Die hinter im sitzende Frau verliert die Geduld, nimmt ihm das Blatt aus der Hand und erklĂ€rt ihm nach kurzer Draufsicht, dass auf dem Plan steht, dass er einfach die Parallelstraße fahren soll. “Really?” Er fĂ€hrt ruckartig an, alles purzelt durcheinander und eine Stimme aus dem Off sĂ€uselt beruhigend “Please hold on”. Dieses Manöver wiederholt er bis ich aussteige an jeder Kreuzung (9) und jeder Haltstelle (6). Bei einem Viehtransport hĂ€tte der Tierschutzverein lĂ€ngst Protest eingelegt.

Noch ein Block zu gehen und ich bin mittendrin, im Mission District, bei der Mission Street Carnaval Parade: http://picasaweb.google.de/mucbiene/MissionCarnavalAuswahl?feat=directlink 

Manchmal hat der Amerikaner ja Schwierigkeiten mit anderen Ethnien, gerade auch Latinos. Aber wenn sie sich recht sexy und bunt anziehen und hĂŒbsch tanzen und trommeln, dann hat er sie richtig gern.

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