Als der Film rauskam, habe ich gerade auf meine Kindergartenzulassung gewartet. Als ich ihn das erste Mal gesehen habe, dürfte das (wahrscheinlich schlecht synchronisiert) im Fernsehen und ich ein Teenie gewesen sein. Nun habe ich mich jüngst mit jemandem darüber unterhalten und hatte anschließend das dringende Bedürfnis, meiner Erinnerung durch Selbergucken auf die Sprünge zu helfen.
Zuallererst: das ist auch heute noch ein guter Film. Bißchen viel Heldentum, bißchen viel wilde Streicher in den dramatischen Szenen und viel längere Einstellungen, als wir das heute in dieser Schnelleschnittezeit gewohnt sind, aber sonst: Hut ab!
Worum geht es? Ein Firmenshuttleflug, der hart arbeitende Männer von einer nicht näher definierten amerikanischen Ölbohrstelle in einer Wüste zu ihrem “Landurlaub” bringen soll, legt im Sandsturm eine Bruchlandung hin und das Funkgerät ist kaputt. Es ist heiß, Wasser und Essen knapp, die Aussicht auf Rettung ungewiß, da vom ursprünglichen Kurs abgekommen. Der einzige Italiener an Bord ist schwer verliebt, schwer verletzt und wird es nicht schaffen, der einzige Deutsche ein Bürokrat mit Rechenschieber, der Franzose Doktor und gutaussehend, kann Psychosen und gebrochene Beine behandeln und kriegt, weil die Frogs in Vietnam nicht alles falsch gemacht haben, immerhin einen Heldentod. Ansonsten haben wir es mit einer vielfältigen angelsächsischen Mannschaft (britisch, irisch, schottisch, amerikanisch, australisch…) zu tun. Alle Männer, alle weiß.
Es lohnt sich, einen Blick ins Geschichtsbuch zu werfen: Der 2. Weltkrieg ist während der Dreharbeiten seit noch nicht einmal 20 Jahren vorbei, die “Polizeiaktion” der Amerikaner in Korea gerade mal seit 10 und das amerikanische Engagement imVietnamkrieg hatte zu dieser Zeit erst ernsthaft angefangen. Hannah Arendt hatte 1963 ihren Roman zum Eichmann-Prozess in Jerusalem veröffentlicht, aus dem man mindestens das Zitat von der “Banalität des Bösen” kennt. Mit diesem Hintergrundwissen und über ein halbes Jahrhundert später, sieht man den Film mit ganz anderen Augen:
Ohne dass seine Legitimation und/oder Autorität auch nur in Frage gestellt wird, übernimmt der britische Offizier (Peter Finch), ganz Empire, die Themen Bestandsaufnahme der Vorräte und deren Rationierung, er ist auch derjenige, der sich in Begleitung seines treuen Sergeant (der arme Kerl muss als einziger kurze Hosen tragen) quer durch die Wüste aufmacht, um möglicherweise woanders Wasser und Hilfe zu finden. Wobei, der Sergeant ist zeitgeschichtlich fast die interessanteste Figur. Er will nämlich einfach am Leben bleiben und nicht als Held sterben, also täuscht er eine gehbehindernde Verletzung vor. Finde ich verständlich, ich wäre auch lieber ein lebender Feigling. Es wird einem aber sehr schwer gemacht, dieser Figur, kongenial gespielt von Ronald Fraser, auch nur ein Fünkchen Sympathie entgegen zu bringen. Feige geht in dieser Männer- und Nach- und Nochkriegswelt gar nicht.
Pilot (James Stewart) und Co-Pilot (Richard Attenborough), beide exzellente Schauspieler, dürfen eine Männerfreundschaft spielen, die letztendlich nicht anderes ist als eine symbiotische Beziehung: der eine muss von seinem Muchomachoalleskönner-Thron herabsteigen, der andere macht die Räuberleiter. Ausgesprochen gut geglückt. Die anderen dürfen spielen, was ihren jeweiligen landsmannschaftlichen Stereotypen entspricht. Machen sie.
Interessant auch: Keiner von denen sieht wirklich gut aus, die Körper sind nicht vom jahrelangen Training mit Personal Trainers sixgepackt, auf den Köpfen altersgerechte kahle Stellen und die Zähne nicht von kleinauf in Spangen gespreßt. Wahrscheinlich sind sogar die Mehrtagestoppelbärte echt. Ganz besonders fällt das bei Ernest Borgnine auf, der einen Mechaniker mit Burn Out und psychotischen Zusammenbrüchen so gut und überzeugend spielt, dass einem ganz entrisch wird.
Außerdem: Hardy Krüger. Der “Fritz”, der “Kraut”, der Nerd, blond und bebrillt. Was für eine wunderbare Besetzung für diese Außenseiterrolle. Der Deutsche, einer, der technokratisch genug denken und rechnen kann, um aus den restlichen Flugzeugteilen wieder eine funktionsfähige Flugmaschine zu bauen. Einer, dem Sätze in den Mund gelegt werden wie der, dass er sich nicht verplant habe beim Gewicht, denn die Lebenserwartung des transportunfähigen Verletzten werde vor dem geplanten Abflugdatum schließlich schon abgelaufen sein. Deshalb sei die Kalkulation korrekt. Autsch. Gemocht hat man sie wahrlich nicht, die Deutschen… trotz Marshallplan und “Made in Germany”.
Natürlich geht die Heldensaga, trotz einiger Verluste, gut aus. Und weil es ein alter Film ist, endet er mit einem Planschebad für alle und ohne nervende psychologische Nachbearbeitung.
THE END.