Ich mag britische Polizeiserien, also schau ich mir immer mal wieder gerne an, was so neues erscheint. “DI Ray” war so ein Experiment.
Wie muss es sich anfühlen, wenn man als Immigranten-Abkömmling-Quotenfrau in eine Polizeiwache versetzt wird, um dort ein von Immigranten-Abkömmlingen verübtes Verbrechen unter den mißtrauischen Augen ausgesprochen widerwilliger Kollegen und Vorgesetzter aufzuklären bzw. lieber nach deren Vorverurteilung abzuarbeiten und zügig zu den Akten zu legen?
Scheiße? Genau.
Rassismus, Misogynie, Herablassung, Machtmißbrauch, Korpsgeist. Alles gar nicht schön. Dass und wie das dem Zuschauer ständig unter die Nase gerieben wird, ist wahrscheinlich (hoffentlich) gut gemeint, aber so furchtbar schlecht und hölzern und vorhersehbar gemacht. Nein, nein, nein!
Der hierarchisch höher gestellte weiße Boy-Friend und seine Familie sind dermaßen Höllenklischee, dass man sie gar nicht ertragen kann. Und wer diese beiden als Paar besetzt hat, hat noch nie im Leben von Erotik gehört. Wenn die abends nebeneinander in ihrem Möbelhausausstellungsbett liegen, glaubt man eher, einander fremden Kunden beim Probeliegen zuzusehen, als zwei Menschen, die demnächst heiraten wollen.
Einzig der ebenfalls braunhäutige Sidekick (Stellenbeschreibung: untergeben + comic relief) ist auszuhalten. Er darf auch den schönen Text von seiner frühesten Kindheiterinnerung aufsagen, nämlich, dass sein Vater, als man ihm im Kindergarten nicht den erwarteten Sohn, sondern das andere “brown kid” gebracht habe, getan habe, “was wir immer tun. Er hat sich für ihren Fehler entschuldigt.” So beschreibt man alltäglichen Rassismus.
Aber dafür muss man sich die vier ganzen langen Folgen wahrhaftig nicht anschauen. Ich habs euch ja jetzt erzählt.