des is aaaaa ois so vaginal…

man stelle sich diese Aussage im breitesten Wienerisch von einem Typen mit Roger-Cicero-Hütchen ausgesprochen vor und weiß, mit welcher Irritation ich auf einmal im SFMOMA zu kämpfen hatte. Mr. und Mrs. Austria beim Kunstgenuß. Jürgen und ich sind simultan in Schweigen verfallen, und haben uns mit einem raschen Blickwechsel darauf verständigt, die beiden und ihren Ausflug in die Designhochkultur keinen Moment länger mit unserer Anwesenheit zu schmücken.

Ansonsten hatten wir einen sehr schönen Abend: Jürgen hat mich vom Büro abgeholt und wir sind mit dem Neunerbus zur Marketstreet gefahren. Dazu muss man wissen, dass in der Greater San Francisco Area drei vollkommen unterschiedliche Nahverkehrssysteme nebeneinander her existieren – es ist mir noch unklar, ob sie sich nicht in Wirklichkeit bekriegen. Also muss man erst mal herausfinden, wer von den Dreien die Richtung bedient, die man zu befahren gedenkt, dann deren (und nur deren) Fahrschein kaufen, deren Haltestelle in dem Gewirre finden und dann hoffen, dass a) der Vorschlagscharakter des Fahrplans nah an der Realität liegt und b) keine der Hautkrankheiten der Menschen, mit denen man eng an eng sitzt und steht und Haltestangen anfasst, ansteckend ist. Öffentliche Verkehrsmittel sind halt das Fortbewegungsmittel der ganz Armen. Wer irgendwie kann, besitzt und fährt mindestens ein Auto.

Donnerstags kostet das Museum of Modern Art nach 5pm nur noch halben Eintritt. Da Jürgen den Hauptteil seines Urlaubsbudgets in die Sanierung der notleidenden amerikanischen Textilindustrie steckt, ist ein solcher Preisnachlass natürlich hochwillkommen. Wir haben das ganze Museum inklusive Giftshop bis 9pm geschafft: großzügige Spender haben eine recht beeindruckende Sammlung bekannter Namen zusammengekauft, und es gab ein paar recht schöne Exponate. Wiewohl das Museum insgesamt es nicht mit dem Museum of Contemporary Art in Chicago oder dem Moma in New York aufnehmen kann. Aber das Gebäude ist von schöner Architektur und für den halben Preis konnten wir sehr zufrieden sein…

Anschließend haben wir bei einem wunderbaren Thai zu Abend gegessen (merci à Stephan für die Empfehlung) und sind dann in großen konzentrischen Kreisen um die Market Street herummarschiert und haben window shopping betrieben. Dabei nette Dinge gesehen, wie zB die beiden alten Damen, bestimmt jenseits der siebzig Lenze, Zwillinge in Leopardenmäntelchen und Hütchen und frohgemut ein “How are you today” in die Runde zwitschernd. (Ich hege den Verdacht, dass es sich um die – zum Glück pudelfreien – amerikanischen Kusinen der Jacobs-Sisters handelte.) Immer mal wieder steht in Ecken einer und macht Musik, meist Blechblasinstrumente, häufig Saxophon und es paßt immer – scheint doch ein Großstadtinstrument zu sein…

Natürlich gibt es auch sehr viele sehr kaputte Menschen, kenntlich immer an schlechten Zähnen, vorhandenem Geruch (der Amerikaner an sich betreibt einen immerwährenden Kampf gegen Körpergeruch, ich hab ein Weilchen gebraucht, bis ich verstanden habe, dass Deo-Spray-Dosen hier das Format von Haarspray zu Hause haben) und am Murmeln, wirr Sprechen und/oder Kreischen. Man wird um Münzen angehauen – “spare your change” – aber nicht weiter belästigt. Dennoch werde ich mich an den Kontrast zwischen Cartier und Crackie nie so recht gewöhnen.

Wir hatten uns vergewissert, dass der Zug zurück stündlich fährt – nur leider nicht der um 11:00pm, der kommt schon um 10:30pm – also haben wir die Zeit bis zum letzten Zug um Mitternacht auf dem Bahnhof verwartet und Leute geguckt. Und Pläne für den Freitag geschmiedet – und das, wenn ihr dies lest, auch schon alles erlebt. Nur noch nicht aufgeschrieben. Kommt noch…

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