Ein Roman wie ein Selbsthilferatgeber.
Wer’s noch nicht gewußt haben sollte, erfährt, ebenso wie die nach vielen Schicksalsschlägen endlich suizidale Heldin (die im Limbo zwischenlandet, einer Bibliothek mit unendlich vielen grün gebundenen Bänden, die ihre möglichen Leben enthalten): das Wichtigste im Leben ist nicht Erfolg, Geld und Gut, noch nicht einmal Familie (immerhin schon sehr nah dran) oder Sinn (auch), sondern Potential. Hah! Dann ist die Welt deine Auster. Oder so.
Ein solcher gequirlter Banalitäten- und Binsenweisheitenmist ist mir noch nicht oft untergekommen. Vollkommen vorbei war’s für mich, als Haig sich an Robert Frosts zu viel zitiertem Gedicht “The Road not Taken” vergreift.
Nicht lesen! Bloß nicht!
Hier ein Pröbsche zur Abschreckung: Es gab doch sicher andere Leben, in denen sie jetzt neben einem Swimmingpool in der Sonne saß. (Wieso neben? Wieso Chlorbrühenbecken und nicht Meer?) Andere Leben, in denen sie Musik machte, sich in einem warmen Lavendelbad entspannte, nach dem dritten Date tollen Sex hatte (Wieso nicht gleich? Wieso wie ein braves amerikanisches Mädchen auf das dritte Date und damit hinreichend hohes Investment von der männlichen Seite warten, damit die Tugend nicht zu “billig” verkauft wird?), lesend an einem Strand in Mexiko lag, in einem Sternerestaurant zu Mittag aß (Zu knickerig für das abendliche Dinner, selbst im Tagtraum?), durch die Straßen von Paris schlenderte, sich in Rom verirrte (Da ist man, wenn der Angelsachse von Old Europe schwärmt.), friedlich einen Tempel in der Nähe von Kyoto besichtigte (Wie denn sonst? Laut randalierend?) oder die wahre Geborgenheit einer glücklichen Beziehung erfahren durfte.