Jetzt, wo sich das Föjetong auch hierzulande vor Begeisterung nicht mehr einkriegt, war es aber wirklich an der Zeit, dass ich das Buch endlich vom Stapel nehme und selbst lese. Man möchte ja nicht gar so sehr nachzügeln (nachzüglern?), also: hinten dran sein.
Lohnt sich. Sehr. Evaristo beschreibt die Biographien von 12 afrikanisch-stämmigen Frauen in England über die letzten 100 Jahre bis in unsere Zeit. Die Geschichten sind lose verknüpft, spielen in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Zirkeln und diese Frauen sind so verschieden in ihren Lebensentwürfen, Träumen, sexuellen Orientierungen, in ihrem Scheitern und in ihren Erfolgen wie es Menschen halt mal sind. Evaristos großes Verdienst ist, sie sichtbar zu machen.
Ganz neu ist ihre Idee der Interpunktion. Evaristo verwendet keine Punkte, sondern setzt Akzente und Satzenden durch Absätze. Ich hatte zunächste befürchtet, dass das wohl irritieren werde. Tut es nicht. Im Gegenteil. Auf diese Weise entsteht eine eigenwillige Poesie, die dem Werk eine außergewöhnliche und sehr schöne Zusatzebene verleiht.
Evaristo schenkt ihren Leser*innen gekonnt eine letzte überraschende Wendung. Sobald ich mich von meiner Verblüffung erholt hatte, war ich, wie immer bei einem guten Buch, ein wenig traurig, dass es aus war.
Lesen! Lesen! Lesen!