Die FFP2-maskierte Dame, die hier an der frischen Luft an ihrem Straßenstandl Geld für einen guten Zweck sammelt, bietet den Spender*innen für ihre Gaben als Gegengeschenk Einkaufsstoffbeutel an. Was tut man in diesen kontaktarmen Zeiten nicht alles für zwischenmenschliche Interaktion? Und noch dazu für eine gute Sache? Und einen Stoffbeutel? Stelle ich mich doch mit gebührendem Abstand auch an, um mein Scherflein in die verplombte Sammelbüchse zu werfen und werde dabei Zeugin dieses wunderschönen Austauschs.
Die Dame vor mir nutzt die Wartezeit, um einen Fünfeuroschein gut sichtbar akurat zu falten, steckt ihn in den Dosenschlitz und wird, wie alle vor ihr, gefragt, ob sie denn auch einen Stoffbeutel wünsche. Ja, gerne, lächelt sie. Und die Farbe? Ach, ganz egal. Den erstdargebotenen lehnt sie ab. Außer blau, natürlich. Und nein, verwehrt sie den zweiten, grün sei auch ausgeschlossen. Rot? Ja, rot ginge. Aber eigentlich hätte sie am liebsten einen orangefarbenen. Ja, wenn es nur vier Farben gebe, sei alternativ auch dieser gelbe akzeptabel. Maximal gestreckt, Madame. Hut ab!
Was tut man in diesen kontaktarmen Zeiten nicht alles für die Illusion zwischenmenschlicher Interaktion?