Angekommen

München und ich… ach Quatsch. München hat das noch nicht einmal mitbekommen. Also anders: ich habe mit München sehr lange sehr gerungen. Ich wußte wirklich nicht, ob ich gerne wo sein will, wo FJS König ist (das war damals noch so), die Menschen grob sind (und das dann als “die bayerische Art” definieren; Zitat Max Streibl), seltsam sprechen, aber Anderssprachige wegen ihres Dialektes ausgelacht werden* und Getränke nur in Riesenkübeln auftreten (die, das habe ich damals zum ersten Mal mit sehr sehr großen Augen im Hirschgarten gesehen, mit Klobürsten (!) gereinigt werden). Nein, so richtig glücklich war ich in meinen Anfangsjahren hier nicht.

Dann kam dies und das und jede Menge Leben dazwischen und wir haben uns, vielmehr ich habe mich, arrangiert (München war das immer noch von Herzen wurscht). Dass München meine Heimat geworden war, habe ich erst gemerkt, als ich in die weite Welt hinausging und gar manches Mal an schwerem Weh litt.

Dann kam ich aus der Fremde zurück. Heim. Dass ich wirklich ein Kind dieser Stadt geworden bin, habe ich heute gemerkt. Wer, wenn nicht eine echte Münchnerin, verabredet sich schon wochentags am Vormittag ummara oilfe am Fischbrunnen, ist dann leicht irritiert von den smartphonebewehrten Menschenmassen, die den Blick nach oben richten, kommt nach einer Weile drauf, dass die ja nur wg. Glockenspiels da sind, und den Platz auf dem Weg zur nächsten Touristenattraktion wieder freiräumen werden, sobald der Gockel hupt.

Dass ich das derweil ganz entspannt unter den Pflanzkübelpalmen in der Sonne sitzend abwarten und dieses aufgeregte G’schwerl dodal ignorieren kann, bedeutet, dass die Liberalitas Bavariae nunmehr über mich gekommen sein muß und wir miteinander, also ich mit München, versöhnt bin. (Der Stadt ist das immer noch wurscht.)

* Haltet ihr mal euer erstes Referat zum Thema Lyrik im Barock im Proseminar Germanistik und wartet, bis das grausame Gelächter wieder verstummt, nachdem ihr den Vortrag mit dem berühmten Gryphius-Zitat “Es ischt alles ganz eitel” eröffnet habt. Ein Trauma, an dem ich noch heute trage.

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