Präambel: Meine kurze und möglicherweise nicht zu 100% repräsentative Untersuchung in den letzten paar Tagen hat ergeben, dass Spanier samt und sonders in der Krachmacherstraße auf die Welt kommen, ab dann lauter und im selben Maße geräuschresistenter werden.
Woher ich das weiß? Karins Häuschen liegt sehr einsam auf einem Hügel. Entschuldigung, Berg. Es gibt einen, vielleicht, wenn man ganz großzügig rechnet, zwei Nachbarn, also keinen Grund für Krach. Sollte man meinen. Eigentlich. Das stimmt auch, bis am Morgen der erste Lichtstreifen am Horizont wahrnehmbar ist. Dann krähen sich sämtliche Hähne der Gegend sofort heiser, Hunde bellen sich die Neuigkeiten seit gestern Abend über alle Gipfel zu, Schafe bimmeln, riesige Grillenkolonien setzen mit Donnerhall ein, der Nachtkauz und seine Kumpels schuhuen kurz auch noch mit, irgendwer heult sein Moped auf der steilen Straße den Berg hinauf und sobald er oben den Motor sehr böse abgewürgt hat, stellt er die Musik an und durch die Schluchten hallen Weisen, die von Amor, Dolor und Muerte künden. Im Refrain immer mit viel Trompete. Viel. Trompete. Und die Pferde wiehern sicherheitshalber auch, nicht, dass ausgerechnet heute ihr Frühstück vergessen wird. Da isses noch keine 5:00 Uhr, ich hab Ferien und bin wach wie ein Glöckerl!
Ich weiß schon, man muss sich den Grundton eines neuen Ortes immer erst erhören. Wie hier nach jedem Mal Wasser aufdrehen oder Toilette spülen die Wasserdruckpumpe kurz anspringt, immer vormittags im Pool der Frischluftzufuhrschlauch gurgelt, der Wind sich an einem Felsen verhängt und kurz aufheult. Aber das muß doch nicht zu nachtschlafender Zeit sein – dafür hätte man doch den ganzen Tag Zeit. Mensch, Spanien, ey!
Nachtrag: Dass ich mich dem Morgen mit verquollenem Gesicht und Wuschelhaaren gestellt habe, ist ganz offensichtlich nicht ohne Wirkung geblieben: am nächsten Morgen waren die Hähne zwei Stunden später dran.
Vielleicht sind sie auch bloß gute Katholiken.
* “Ich lärme, also bin ich”