Endlich auf dem Heimweg, fast schon halb zehn und der Abend eigentlich gelaufen. Oder? Ich könnte doch noch schnell meine Einkäufe erledigen.
Kurzer Exkurs: man unterscheidet hierzulande zwischen “Shopping” (das macht Spaß, ist auch in den Varianten Power- oder Heilshoppen verfügbar und ein anerkanntes Hobby), “Grocery (sprich: grou-schery) Shopping” (dabei geht es um den Erwerb von Dingen des täglichen Bedarfs, zum Beispiel Lebensmitteln) und dessen verschärfter Form “Stocking up”, dem kofferraumfüllenden Großeinkauf.
Letzeres war ohnehin schon länger fällig, also auf zu Safeway. Die haben wahrhaftig an 7 Tagen der Woche rund um die Uhr geöffnet, außer, wie sie jetzt schon mit großem Bedauern verkünden, an Thanksgiving, da machen sie wegen der Mitarbeiter und ihrer Familien schon abends zum 6:00 zu. Es täte ihnen aber leid, und dafür sei dann am Freitag ab 12:00am (das ist Mitternacht, an diese Uhrzeitangabe werde ich mich nie gewöhnen) wieder offen. Bei Licht besehen, bleiben den Mitarbeitern und ihren Familien damit brutto 6 Stunden für Familienfest und -fehde.
Der Parkplatz war ziemlich voll, der Laden auch. Gleich am Eingang ein sehr bedauernswerter Mitarbeiter in einem von Butterball gesponserten Truthahnkostüm, der mir einen Coupon für einen Halbpreisfünfzehnpfundputer schenken wollte. Zu seiner Rechten, mannshohe Stapel mit convenient stuffings. Die Rezepte für Turkeyfüllungen gehen traditionell seit den Pilgermüttern von diesen auf die Pilgertöchter über und irgendwie haben sich Betty Crocker und Krafft und Dr. Quaker und Nestlé diese Geheimrezepte besorgt. Füllungen gibt es als eine Art Trockenfutter, zum Anrühren mit Wasser, in Gläsern und Dosen, in Plastik eingeschweißt und ca. kloßgroß tiefgefroren. Die Klumpen steckt man dem Truthahn hinten rein, die tauen dann schon auf, während er stundenlang in der Röhre brät. Links vom armen Couponvogelmann Container voller Kürben, ein paar kleinere Hügelchen Pumpkin-Pies und kunstvoll aufgetürmte Eingelegter-Kürbis-Konserven (die Art, von der man sich immer wünscht, man wäre mutig genug, die unterste Dose rauszuziehen, damit das Ding einstürzt). Ganz hinten an der Fleischtheke gab es eine Sonderkühltruhe (10 m lang/ je 1,5 m breit und tief) voller tiefgefrorener Butterballs in allen Gewichtsklassen, beginnend bei 9 Pfund. Vom bloßen Angucken ist mein Bedarf an Thanksgiving damit gedeckt (einschließlch Thanksgiving 2010).
Safeway ist einer der Supermärkte, in denen man, um nicht vollends arm zu werden, eine Kundenkarte braucht, da die meisten “Sonderangebote” sogenannte “card savings” sind. Darüber hinaus empfielt es sich rechnen zu können (“card savings: 2 for $3.00”, “every day low price: $1,29 each” für ein Pfund Nudeln), und zu wissen, wo steht, was man braucht. Im Anbringen von Ständern für Spontankauf- und Quengelware sind deren Ladenausstatter ungeschlagen. “Bückware” hingegen bedeutet entgegen dem ursprünglichen Sinn, dass das Niedrigpreissortiment sehr bodennah zu finden ist.
Wenn man, wie ich, viel gekauft hat, wird man (nachdem Kassenkraft und Einpacker die Einkäufe in Tüten gegeben und ordentlich im Einkaufswagen verstaut haben) gefragt, ob man gerne “help out” möchte. Bisher habe ich das immer abgelehnt. Heute hatte ich aber Getränkekisten und anderes schweres Zeug und müde war ich auch, ach, warum eigentlich nicht? Ich habe also einem Herrn, der mein Großvater hätte sein können, mit nur einem kleinen bißchen schlechtem Gewissen beim Kofferraumvollpacken zugesehen. Trinkgeld hat er abgelehnt, dürfe er nicht annehmen: “tip troubles me”.
Ich hätte ihm gerne was gegeben, ich habe doch dank meiner Safewaykundenkarte 32% “gespart”.