Weil ja nichts schwieriger ist, als Post ins Ausland nachzusenden, brauchte ich nach meinem Umzug eine amerikanische Zustelladresse für “falls noch was ist” und – wupps – ward Postmeister Toni geboren. Seitdem kommen in San Carlos laufend Schlußabrechnungen an, vom gräßlichsten aller Internetprovider (San Bruno Cable – und beschwert euch nicht, den Titel habt ihr euch verdient), vom Energie-mit-Schwankungen-Versorger PG&E (Maul halten, ihr habt das auch verdient und da bin ich noch nett!), von der City of San Bruno für Müllabfuhr und Abwasser, von Hinz für dies und Kunz für das – und aus vollkommen unerfindlichen Gründen will keiner mehr die Zahlung automatisch einziehen (d. h. meine Kreditkarte belasten). Irgendwie scheint in diesen Köpfen der Aberglaube zu herrschen, daß, wer ihren Versorgungsbereich freiwillig verläßt, fortan sein Dasein mit einem klapprigen Einkaufswagen in einer kreditkartenunwürdigen Obdachlosigkeit fristet und drum hätten sie jetzt gerne Schecks. Damit hatte ich nicht gerechnet, ich remigriere schließlich zum ersten Mal in meinem Leben aus den USA.
Was tun? Mein Scheckheft, wenn ich es denn überhaupt aufgehoben haben sollte, schippert gerade in einem Karton mit seinen Kartonfreunden im Container über die Weltmeere. Die Herrschaften Versorger schert das nicht. Sie wollen ihre Kohle und haben, wahrscheinlich weil es das letzte Mal ist, zur Strafe die Zahlungsziele krass verkürzt. Was also tun? Toni auch noch zum Bankwart ernennen, zuständig für das Ausstellen und Versenden von Schecks? Ganz schlecht, da kommt dann ein Scheck von jemandem mit einem anderen Namen und das verwirrt, trotz Kunden- und Kontonummer. (Hatten wir schon, müssen wir nicht wieder haben.) Von der Bank ein Scheckheft schicken lassen? Schwer – ist doch wieder Ausland und viel zu kompliziert. Einfach ignorieren? Nah, das kann ich nicht.
Zum Glück ist Toni gerade noch rechtzeitg eingefallen, daß unsere Bank eine “payee”-Funktion hat, die man online anstoßen kann. Wenn man sich komplett durch dieses eher benutzerunfreundliche Menü arbeitet, schickt die Bank zur Belohnung anschließend Schecks an alle, die Schecks wollen.
Geht doch. Kaum eine Stunde später ist das Menü unter Flüchen navigiert, die Providerzahlungen eingegeben und alles wieder gut. (Es sei denn, die Schecks gingen in der Post verloren. Aber wer wird denn gleich so schwarz sehen.)
Brave new world. Ganz brave.