“I don’t have fun”

beschwerte sich gestern im Schuhgeschäft ein kleines Mädchen (ich war sehr versucht, ihr zu sagen, dass Schuhe kaufen ganz, ganz weit entfernt von Spaß haben ist, sondern vielmehr harte Arbeit). Flugs kam seine Mama herbeigeeilt und versprach ihr weiter hinten im Laden ganz viele “funny things”.

Neben “life” und “liberty” ist “the pursuit of happiness” in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung verankert, das mit dem Anspruch auf Spaß muss ich überlesen haben. Es scheint sich nämlich um das wichtigste aller Grundrechte zu handeln, wer keinen FUN hat (am Shoppen, am Wochenende, im Schuhgeschäft…) kann kein guter Amerikaner sein.

Man verstehe dies als Überleitung zu meinem Bericht über den Besuch einer Vorstellung von “Beach Blanket Babylon”. Es handelt sich hierbei, ja, um was? Schon bei der Benennung gerate ich ins Stocken. Hmmm, am ehesten um eine Art kabarettistischer Varieté Revue,hat_01die seit 35 Jahren vor stets ausverkauftem Hause läuft, mit vielen bunten Kostümen, namentlich irren Perücken und Hüten (ich mußte ständig an den “Mad Hatter” aus “Alice in Wonderland” denken), mit viel Gesang und Tanz (ganz wie im Musical), die Textbeiträge referenzieren zu aktuellen politischen oder celebritätischen Nachrichten (also Barack Obamas Friedensnobelpreis oder Brittney Spearses oder Amy Winehouses jüngste Eskapaden) und es geht darum, dass alle ganz viel Spass haben.

Die Rahmenhandlung ist denkbar einfach, Schneewittchen sucht einen passenden Prinzen, den der ihr “a ring with a bling” schenken und sie dann heiraten wird. Die Gute Fee schickt feesie auf eine “Weltreise” (Rom, Paris, Amerika), wo sie allerhand Persönlichkeiten der Zeitgeschichte trifft, die sie mit guten Ratschlägen versorgen. Die spaßigen Dauerbrenner sind (ich-bin-nicht-Präsident-geworden-) Hilary, (ich-war-Präsident-und-mit-allem-im-Bett-was-nicht-bei-Zwei-auf-dem-Baum-war-) Bill, Al Gore, John McCain und natürlich Sarah Palinsara (das ist denen ihr Stoiber, die funktioniert immer, man muss sie nur zitieren). Die Obamas haben noch wenig Kontur (von Michelles Oberarmen abgesehen). Darüber hinaus wird die Film- und Fernsehszene auf die Schippe genommen, unter anderem mit einer wunderbaren Barbra-Streisand-Parodie, bei der die Darstellerin ca. 30 cm lange Spinnenfinger in ganz großer Gestik ausfährt. Und damit auch keiner was verpasst, und ihm gar ein Späßle entgeht, tragen die parodierten Personen Namensschilder, die selbst von extrem kurzsichtigem Publikum ganz oben auf dem Balkon noch ohne Mühe gelesen werden können. Selbstverständlich gibt es ein Happy End, sie kriegt ihren King (Elvis lebt, in San Francisco, rank und schlank), den Ring mit dem Bling und einen Wedding-Hat, den sich Lewis Carrol nicht hätte schöner ausdenken können. amy

Dann tanzen und singen alle noch ein bißchen, es gibt viel Applaus und dann gehen alle heim. Yes, we had fun.

Ich glaube, unser Auto war auch heimlich in der Vorstellung – als wir das aus dem Parkhaus auslösten war der Preis fürs Parken genau so teuer wie eine Eintrittskarte. Prima, dann hat es auch Spaß gehabt.

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