Neben einem dicken Bündel von mindestens 20 oder mehr Luftballons ist quer über Nachbars Garagentür ein großes Banner gespannt: “Congrats! Grad 2015!”. Als Dustin Hoffman noch jung war, hieß eine/r, der/die gerade eine weiterführende Schule abgeschlossen hatte, “Graduate”, das Umfeld gratulierte mit den besten Wünschen (congratulations) fürs Erwachsenenleben und gut war. Heutzutage langts nicht mehr für ganze Worte, dafür ist jede/r, dem/der es gelingt, Krabbelgruppe, Kindergarten, Pre-, Elementary-, Middle-, High- oder Hochschule zum vorgesehenen Zeitpunkt abzuschließen, ein “Grad”. Alle Eltern, die ich kenne, drehen in diesen Tagen am Rad und kaufen sich dumm bei Anbietern wie http://www.littlegraduates.com/, weil natürlich a) die anderen es tun, man b) das beste für seine Brut will und c) die Kleinen gar so “cuuuute” aussehen mit Capes und Gowns, Tassels, Sashels und Hoods.
Eltern, deren Kinder wirklich die eigentliche Reifeprüfung bestanden haben, blicken auf ein anstrengendes Jahr mit Bewerbungen für Colleges, Stipendien und “College Tours”* zurück, immer in der Hoffnung, daß das Guthaben auf dem College-Sparbuch, in das sie seit der Geburt ihrer Kinder einzahlen, für deren akademische Bildung ausreicht und schlagen sich zusätzlich mit den Wunschzetteln ihrer postpubertierenden Studenten in spe herum.
Aufgemerkt: Eines der Gesprächsthemen, die man als Ausländer zur Zeit besser vermeidet, ist die Höhe des jährlichen “Schulgeldes” für den Besuch einer deutschen Universität.
* Häufig reist übrigens traditionell die ganze Familie an, um an eigens als solchen ausgewiesenen “Family Days” den zukünftigen Studienort, die Uni und die Dorms (Studentenwohnheim) zu besichtigen.