Aus dem Mutterland* des Konsums

Am Samstagnachmittag ich den Restbestand in Sams Persimmonkiste zu Chutney eingekocht, mit Zimmet, Rosenblüten und Chillies. Heute früh verkostet, für gut befunden, Probierportionen in der Nachbarschaft verteilt und das größte Glas für die Kollegen eingepackt. Nun fehlten nur noch Kräcker und Käse, das ist aber kein Problem, denn der Supermarkt hat offen. Sieben Tage die Woche, jeden Tag von 9 bis 9. Blauäugig, wie ich manchmal bin, denke ich mir noch: “Wer kauft schon am Sonntagnachmittag Lebensmittel ein?” und muß bei Trader Joe’s im Nachbardorf feststellen: Alle. Everybody and their brother, sister, baby and grandma. Jede Kasse ist mit zwei Mitarbeitern besetzt (Kassenkraft und Einpacker), in jedem Gang werkeln wenigstens zwei weitere Mitarbeiter und füllen nach und nach und nach.

Eigentlich wundere ich mich über mich selbst. Ich müßte doch inzwischen wissen, daß Amerikaner einen Begriff wie “Ladenschlußzeiten” weder aussprechen könnten, noch kennen. Das hat auch unbestreitbare Vorteile: selbst mitten in der Nacht gibt es frische Ware und es ist mir hier noch nie passiert, daß ich irgendwas nicht bekommen, weil “die Maschine schon geputzt” ist. In einer Gesellschafft, wo Shopping als anerkanntes Hobby gilt, sind sämtliche Geschäfte immer auf und allenfalls an maximal vier Tagen im Jahr nicht (Weihnachten (1 Tag), Neujahr, Fourth of July und Thanksgiving). Ansonsten kann jeder jederzeit alles in großer Auswahl sofort haben.

So wie’s Gott gewollt hat und ihm die Verfassung garantiert. Oder so.

 

* Das ist übrigens nicht politisch korrekt. Selbst Firmen haben hier keine Muttergesellschaft mehr, sondern eine “Parent Company”.

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