Heil-Shoppen

Ich weiß nicht mehr, ob ich über das amerikanische Coupon-(Un)Wesen schon mal geschrieben habe? Coupons sind eine Art Rabattmarken mit unterschiedlichsten Vergünstigungen. Jeder Anwohner hier in der Gegend bekommt seinen Standardwochenbedarf (2 wochenendzeitungdicke Hefte) jeweils montags und dienstags in den Briefkasten geworfen. Darüber hinaus gibt es in jedem Supermarkt welche dafür, dass man gerade ein bestimmtes Mineralwasser gekauft hat, oder 2 Packungen Cornflakes zum Preis von einer genommen, oder weil Vollmond ist, oder die Kassiererin glücklich, oder der Drogeriemarkt gestern Long hieß und heute (nein, nicht Short – das wäre zu schön gewesen) anders… – Wurscht warum, es gibt welche und ich hatte ein ganzes Bündel. Geplagt von einem ordentlichen Umzugsmuskelkater, habe ich es mit der hiesigen “Retail-Therapy” (auf Coupons) versucht.

Mal so an einem freien Nachmittag und nichts besseres vorhabend, ist das ja ganz lustig. Beim Drogeriemarkt gabs zum Beispiel 10 Dollar Nachlass auf jeden Einkauf über 20 Dollar. Bin ich halt zwei Mal für knapp 20 Dollar einkaufen gegangen – und nur erlaubte Sachen, weder Alkohol noch Tabak, noch Zeitschriften oder (ganz böse!) Medikamente. Dafür sind meine Putzmittelvorräte jetzt wieder gut ergänzt. Beim Getränkehändler gabs für 2 “Fridgepacks” Cola (das sind 12 Dosen in einem länglichen Pappkarton – 4 nebeneinander bedecken ein Rost in einem midsize (!) Kühlschrank) 2 weitere geschenkt. 8 Packs nötigten der Kassenkraft schweres Nachrechnen ab.  In der Buchhandlung sollte ich meinen Treuecoupon einlösen (es gab eine nette Stofftasche für geschenkt) und hätte beinahe noch ein Buch erstanden “You Are Here: Why We Can Find Our Way to the Moon, but Get Lost in the Mall” – ich fühlte mich so richtig verstanden. Aber nix da, ich war ja zum Sparen ausgezogen, nicht zum Geldausgeben. Weil ich Eddie Bauers Friend bin (steht so auf der Kundenkarte), hatte Eddie mir einen Einkaufsgutschein über 20 Dollar geschickt, befristet bis Anfang September – und sich fast täglich und zunehmend besorgter per e-mail erkundigt, warum ich den denn immer noch nicht eingelöst hätte. Habe Eddie beruhigen können.

Am Sonntag war in San Bruno im Commodore Park “Clean Sweep Flea Market”. Ich wäre wirklich willens gewesen, das viele gesparte Coupon-Geld sofort unters Volk zu bringen. Aber das war nichts. Außer einem Stand, der in Deutschland sofort von der Ordnungsmacht geschlossen worden wäre (“Mein Kampf” und Hakenkreuzwimpel neben Mussolini-Orden, Wahlprogramme von Ronald Reagan und Buttons von Bob Dole und Nixon sowie ein breites Angebot pornographischer Photos. Auf einem Stapel von 10 lag immer das noch züchtigste obendrauf…), gab es fast nur welche mit billigstem Fernostramschschmuck. Dazwischen versprengt ein paar (meist schwarze) Großfamilien, die die Kleiderschränke und Spielkisten der Kinder ausgeräumt hatten und – wie der nicht gerade reißende Absatz vermuten ließ – heute Abend wieder einpackten und dazu ein nettes BBQ veranstalteten.

Den Rest des Nachmittags habe ich bei ausgefallener (hihi) Klimaanlage mit Chefe im Büro verbracht und Möbel an Ort und Stelle gerückt. Und in aller Ruhe mal unsere South California Avenue abgebummelt. Hübsch ist das da. Wir werden reichlich zu tun haben, bis wir uns durch all die Nationen, die da aufkochen, gegessen haben werden.

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