“No Sports!”*

Das Thermometer steht nach einigen Tagen in den “lower thirties” immerhin auf stolzen 50F (10°C), als ich im Schwimmbad eintreffe; wohlgemerkt einem Freibad, das Prinzip Hallenbad hat sich in Kalifornien noch nicht wirklich herumgesprochen. Die Kindlein, die gerade das Becken für unsere Dicke-Damen-Spritzel-Stunde räumen, zeigen erschreckend bläuliche Teints, genauso wie mein großer Zeh, den ich schon mal probehalber in den Pool stippe. “Yeah”, bibbert die Schwimmlehrerin, “sorry, the heater is having issues”. Okay-ay. Wird schon gehen, ich trage schließlich Neopren. Leider nicht an den Beinen, und dann sind knapp unter 20°C Wassertemperatur bei leichter Brise und im Schatten durchaus eine Herausforderung. Da müssen wir drei Dicken jetzt durch, schlimmer kanns ja nicht werden.

Oh doch! Trainerin Desha hat als “special treat” eigens eine CD mit Weihnachtsliedern für uns zusammengestellt, vorwiegend Elvis (“my all time hero”) und Dolly Parton mit angeschlossenem Kinderchor. Das möchte man nicht hören. Das tut den Ohren weh und schmerzt im Hirn. Hmmm. Frieren, turnen und zu allem Überfluß sollen wir mitsingen – “Join the chorus… jingle bells, jingle bells… isn’t that fun?” Unser Spaß hält sich in Grenzen, wir bibbern und bewegen uns so schnell die arthritischen Knochen das im Wasser hergeben, und singen demonstrativ NICHT. Desha ist fassungslos: “Man könnte fast glauben, daß ihr alle Weihnachten nicht mögt…”. Kursteilnehmerin Judy, kurz, knapp und unamerikanisch ehrlich: “Dam’ right. What’s to like about this nonsense anyway?” Zustimmendes Zähneklappern von uns beiden anderen. Die Stunde endet mit einem Mißklang zwischen den beteiligten Parteien, wie echte Weihnachten. Desha geht ohne den üblichen Schwatz beleidigt ab, wir streben Richtung Duschen. Heißes Wasser! Viel! Jetzt sofort! Auf den ganzen kalten Körper! Nichts da. In dem Schwimmverein ist Murphy Ehrenmitglied und die Warmwasserleitung kaputt.

“Sorry for the inconvenience.” Euch geb ich “inconvenience”! Könnt ihr mir mal sagen, wie ich nach dieser Performance Innerer, den perfidesten Schweinehund von allen, nächste Woche überreden soll, wieder zum Sport zu gehen? Ich kann ihm förmlich dabei zusehen, wie er sich mit Scotch und Zigarre in seinem *Winston-Sessel einrichtet und vor dem Frühjahr nicht mehr daraus wegbewegen will.

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