Freitagabend im Silicon Valley

Gegend Sonnenuntergang: Ich sitze gemütlich mit meinem Laptop und einem Java-Iced-Frappucino im Innenhof von Borders (meiner Lieblingsbuchhandlung) in Palo Alto und schreibe e-mails.  Da spricht mich ein Herr an. Seines Wissens habe Borders keinen w-Lan-Service, wie ich das denn so gelöst bekäme? Haben sie auch nicht, das leihe ich mir gerade vom Apple-Store gegenüber. Das fand er raffiniert und auf einmal waren wir im schönsten Gespräch über seine Army-Zeit in Deutschland, er war nämlich als Fallschirmspringer in – ausgerechnet – München stationiert und hat mit viel Freude seine Restbrocken Deutsch und Bairisch an die Frau gebracht. Inzwischen ist er Pilot (in der Army hätten sie ihm, weil mit 18 viel zu jung, noch kein Flugzeug anvertraut: “Y’know, they didn’t mind me braking my neck while jumping out of a plane, but they wouldn’t have liked me wrecking one…”) und man kann ihn und seine Maschine chartern.

Dann hat er mir seine Karte gegeben: “John F. Kennedy, Pilot”.

Und dann mußte ich natürlich ein Witzle darüber machen, dass er wahrscheinlich Dallas als Zielflughafen eher meidet, und er grinst zurück, streicht sich übers Haar und meint “didn’t they do a great job with my skull?”

So gegen 11pm, auf dem Heimweg habe ich statt des Highway den Camino Real genommen und hatte auf einmal ein in Rot-Weiß-Blau blinkendes Polizeiauto im Rückspiegel. Ich habe sofort die Spur gewechselt, das aber auch. Also am Straßenrand anhalten, Scheibe runter. Ein Klischee-Cop, in schwarzer Uniform, leicht übergewichtig, Oberlippenbart, Taschenlampe unter den Arm geklemmt, wollte meine Papiere sehen. Bitte gern. Europa-Führerschein. Ob ich denn hier lebe. Aber ja, schon fast ein Jahr. Dann hätte ich doch bestimmt meinen Pass und mein Visum bei mir. Aber sicher. Das fand er soweit zufriedenstellend, hat mir aber eindringlich ans Herz gelegt: “You might like to pretty soon get a California driver’s licence. ’cause, you see, this international stuff does not mean anything to us…” (Ich glaube, wäre ich keine Frau gewesen, dann hätte er eher “we don’t give a shit”… oder dergleichen Worte gewählt, die Tonalität war danach.) Ich habe das zugesagt und mich für den Hinweis bedankt, bei diesen Typen empfiehlt es sich, Demut zu zeigen…

Eigentlich war ich ja müde gewesen und wollte nur noch heim, aber nach dem Andrenalinstoß habe ich doch noch beim Supermarkt angehalten und meine Getränkevorräte aufgestockt (da war’s dann schon beinahe Mitternacht, das ist einfach klasse hier!).

Jetzt sitze ich hier nett mit einer schönen kalten Margherita als Schlaftrunk und chille mich so langsam bettreif…

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