Rentenantrag

Vor die AusschĂŒttung der Rente haben die Götter (und die Rentenversicherung) das AusfĂŒllen von AntrĂ€gen gesetzt. Wenn’s um die eigene Biographie geht, nehme ich es im allgemeinen nicht so genau. Ich war ja dabei, das sollte reichen.

Sieht die RV anders. Die wills ganz akkurat wissen: Wo hab ich bloß am 15.09.1990 gewohnt? Und welche Nummer hat dies, das und jenes in meinem Leben? Habe ich mal was gelernt? Was genau? Und wenn wir gerade dabei sind: wo und wie lange? War ich mal verheiratet? Mit wem? Warum?

Den heutigen Nachmittag habe ich im wesentlichen im Archiv verbracht und muss feststellen: analog zu Deutschland ist auch die Frau flockblog nicht sehr digital. Hab aber alles gefunden und bin bereit, nunmehr den Ruhestand auch offiziell auf den Weg zu bringen.

Gelesen: Juli Zeh – “Leere Herzen”

Das Buch war mir von einer vertrauenswĂŒrdigen Person empfohlen worden und obwohl ich bis dato noch mit keinem Werk Zehs irgendwas anfangen konnte, habe ich mich vorurteilsfrei und neugierig darauf eingelassen. Anfangs sogar noch mit Hochachtung vor der skalpellscharfen Sprache, mit der Zeh das dystopische Deutschland nach der Wahl Trumps zum 45. PrĂ€sidenten und die nachfolgende Neuordnung der Welt seziert. Nachdem die rechte BBB (“Besorgte-BĂŒrger-Bewegung”) bei den Wahlen eine komfortable Mehrheit erzielt hat, tritt Merkel inkl. Raute zurĂŒck, und unter der neuen Kanzlerin und BBB-Chefin Regula Freyer sowie ihrer vornamenlosen Innenministerin Wagenknecht wird das einst demokratische Deutschland mit immer radikaleren “Effizienzpaketen” auf stramme nationalistische Linie getrimmt. Das Volk ĂŒbt sich je nach Typ und politischer Orientierung entweder in MitlĂ€ufertum oder innerer Emmigration.

DarĂŒber stĂŒlpt Zeh was der Verlag einen “Politthriller” nennt, der ihr aber aus den Fugen gerĂ€t und das Interesse an der Hauptperson Britta mit dem sprechenden Nachnamen “Söldner”, der eigenartigen Tech-MillionĂ€r-Esoteriker-Figur Guido Hatz und der zunehmend kruderen Geschichte elendiglich verenden lĂ€ĂŸt. Mann, war ich froh, als es endlich aus war. Es ist ja nicht oft so, aber fĂŒr ein so dermaßen unbalanciertes, ĂŒberkonstruiertes StĂŒck Text bleibt nur die klassische Deutschlehrerfrage: “Was will uns die Dichterin damit sagen?”

Nicht lesen. Ist Zeitvergeudung.