Und nun zum Wetter

Ich hab’s gut. Auf dem Stockwerk, auf dem ich arbeite, gibt es Mitarbeiter, die sich ganztags über die Wetterlage informieren und als die gegen vier anfingen, in größeren Gruppen aus dem Gebäude zu stürmen, wurde ich im Vorbeirennen auch davon informiert, dass eine apokalyptische Schneekatastrophe bevorstehe, vor der man besser am heimischen Herd Schutz suchen solle, statt, womöglich, oGottoGraus, elend im Büro zu stranden.

Schaue ich mir morgen ganz gemütlich aus dem Homeoffice an. Ich hab’s gut.

Aux armes, citoyens!

Mir hat sich in den letzten Tagen eine ganze Welt neuer Waffengattungen aufgetan. Zum ersten Male, als die Kollegin per Teams die Leihgabe einer Nagelpfeile erheischte. Dann vorhin, als der Bayerische Rundfunk berichtete, der GRÖMAZ habe heute “mit einem symbolischen Spatenstich den Startschuß” zum Bau einer Pharmafabrik gegeben. Und dann war da noch der Forumsbeitrag, in dem ein Herr von Katniss Everdeen mit Pfeil und Bogner schwärmte.

Obwohl, letzteres fällt möglicherweise eher in die Rubrik Mode?

Passt ja

“Der neue Kollege”, befindet die Mitarbeiterin aus dem Personalbereich, “der neue Kollege ist mehr so religiös veranlagt.”

Muss nachher unbedingt nachsehen, welches Credo der auf dem Lastenrad (doch, der ist der Typ) kleben hat.

Hauptsache Bekenntnis

Auf dem Auto vor mir im Ampelstau klebt ein fischfangender Adler,

der, wie ich eben aus dem Internet lerne, das Symbol des Neuen Heidentums sei. Für die, die nicht ganz ohne Götter sein wollen, gibts auch Odins Raben als Fischjäger.

Macht doch alle, was ihr wollt. Kein Gott, ein Gott, ein Gott aus drei Bestandteilen, eine ganze Götterschar. So lange keiner andere zu seinem Glauben zwingt, soll es mir recht sein.

Gelesen: Yuval Noah Harari – „Sapiens A Graphic History – The Masters of History“

Das ist nun schon der dritte als Graphic Novel aufbereitete Band von Hararis Geschichte der Menschheit und ich bin noch immer so begeistert, wie ich schon bei den Vorgängern war.

Dieses Mal soll mit den schon in den vorherigen Büchern eingeführten Experten im Rahmen einer Art Quiz-Show geklärt werden, wer denn nun für den aktuellen Stand der Menschheit verantwortlich zeichnet. Es treten auf: die Avatare für das Schaffen von Weltreichen (“Lady Empire”), die Erfindung des Geldes (“Captain Dollar”) sowie dem Erscheinen der Religion(en) (“Skyman”).

Ich glaube, ich lerne aus diesen bebilderten Version jedes mal sehr viel mehr als von der Lektüre der reinen Prosatexte und möchte sie einem und einer jeden sehr ans Herz legen.

Lesen! Lesen! Lesen!

Rentenratgeber

Ich mach das mit dem In-den-Ruhestand-gehen ja auch zum ersten Mal im Leben und übe noch. Einer der logischsten Vorbereitungsschritte, denke ich, ist der Abschied aus dem Arbeitsleben. Das Aus- und Aufräumen von Unterlagen, den Shredder heißlaufen lassen sowie die verantwortungsvolle Übergabe von Aufgaben in der Firma an die Nachgeborenen.

Mein wohlüberlegter Ansatz, einen Teilbereich an eine von mir dafür präferierte Person weiterzureichen, wurde in der gestrigen Besprechung allerdings abgeschmettert: “Das wird nicht funktionieren. Der Kollege ist auf dem abspringenden Ast.”

Das geht ja gut los. Inhaltlich und semantisch. Zum Glück habe ich für solche Fälle schon mein Mantra parat: “Das, liebe Leute, ist ein 25er-Problem” oder wahlweise, um es mit dem großen Philosphen Bob zu sagen: “It ain’t me, babe.”

Noch’n Schwein

Ich hätte es ja nicht geglaubt, aber die Rotte scheint weitverbreitet und ausgesprochen vielfältig zu sein. Seit heute kenne ich die eiermilchlegende Wollmilchsau.

Welcome to the family!

Fastvollmond

Der Mond, matt wie drei Mal verfluchtes Verrätersilber, lauert in einem Meer aus grauen Schleiern auf Rilkes unruhigen Wanderer. Auf ewig verloren.

Und weil ich auf dem Heimweg auf den Mond starrend im Stau stehe und nichts besseres zu tun habe, denke ich mir solche Sätze aus.

‘Tis the Season

Auf dem Weg zur Arbeit höre ich mit wachsender Abscheu, wie der Wettermann in einem Atemzug gleich ein ganzes Bündel schmutziger Wörter in den Äther entläßt: “ein anderer trüber Tag” liege vor uns, des Nachmittags erwarte er Schneeregen und die Nacht würden wir wohl nicht ohne Bodenfrost hinter uns bringen.

Kam aber schlimmer. Heimweg im Schneetreiben und das Warnlicht am Armaturenbrett hört gar nicht mehr auf zu blinkern, weil “Rutschgefahr”.

Ich wäre damit für diesen Winter mehr als bedient. Ihr könnt wieder aufhören mit dem Scheiß.

Gelesen: John Scalzi – “Starter Villain: A turbo-charged tale of supervillains, minions and a hidden volcano lair…”

Clevere Katzen, präpotente Meeressäuger und eine langjährige Kabale langjähriger Superschurken sowie ein junger eher unbedarfter eher erfolgloser Anti-Hero aus Smalltown, America in seinen frühen Dreißigern, der von seinem ihm unbekannten Onkel ein Schurkenimperium sowie die Rolle als Nemesis der anderen Schurken erbt. Leichthändig und lustig geschrieben (es ist Scalzi, der kann gar nicht anders), aber auch irgendwie ganz und gar unnötig. Scalzi schreibt im Nachwort, dass eine Covid-Infektion ihn lange außer Gefecht gesetzt habe und der Abgabetermin dennoch gehalten werden mußte und so liest sich das auch.

Für die unter uns, die sich gerne mit dem Gesamtwerk eines Autors auf dem Stand halten, ist “Starter Villain” eine nicht unangenehme Pflichtübung. Die anderen können es getrost lassen. Ich werde auch wieder bessere Bücher empfehlen.