Schnellgeströmt: “Cross”

Amazon Prime hatte mich mit schnellgeschnittenen dramatischen Trailern überflutet. Bin ich drauf reingefallen. Schwarzer gutaussehender Cop, dem die gute Gattin gemordet wird. Trauma, zwei kleine Kinder, Oma und ein komplizierter Fall am nächsten. Mit Rassismus. Huiui!

Ah, von wegen. Mehr so: Ähbäh! Einer von diesen typischen Patterson-Flughafenshopkrimis mit noch und noch und noch einer unvorhersehbaren Wendung, einem psychopathischen Serienkiller, sinnbefreite Nebenhandlungen und Beziehungen, nicht zuletzt zu einer haßerfüllten Figur aus des Detektives Vergangenheit, also allem, was eine halbwegs an den Haaren herbeigezogene Ausrede für Rumrennen, Rumrasen, Rumschießen, Rumbrüllen sowie viel zu viel sehr explizite Gewalt hergibt.

Ich habe mich bereits in der ersten Folge dabei erwischt, wie ich auf dem Tablet herumdaddele, habe die zweite nach 20 Minuten abgebrochen und bin sofort ins letzte Drittel des Season Finale gesprungen, hauptsächlich, um mir zu bestätigen, dass ich richtig vermutet hatte. Hatte ich: die Auflösung ist so billig und schlecht wie erwartet.

Dafür muss niemand mehr Lebenszeit verschwenden, ich hab ja nun schon stellvertretend für alle. What an utter shyte!!

Gelesen: Anatol Regnier – „Jeder schreibt für sich allein – Schriftsteller im Nationalsozialismus“

Das ist mal ein gutes Buch! Literaturgeschichte, ja, aber eigentlich eine Auseinandersetzung mit Moralfragen. Wow!

Wer war denn nun der bessere Deutsche? Die, die rechtzeitig emigrierten und von “draußen” fassungslos die Entwicklung ihres Vaterlandes verfolgten oder die, die blieben, und sich mehr oder minder gut durch das Tausendjährige Reich lavierten. Glühende Nationalsozialisten wurden und sich dazu bekannten oder verstummten oder irgendwie schreibend am Leben blieben, ohne sich vereinnahmen zu lassen? War das überhaupt möglich?

Ich zitiere aus der Kritik von Dominik Graf, der ebenso begeistert gewesen sein muss wie ich, weil er aus dem Buch gleich mal ein “Filmessay” gedreht hat: ” Liest sich wie die Beschreibung eines Erdbebens. Anatol Regnier differenziert, er hat Mitgefühl und Ironie – und er ist gnadenlos in seinem Urteil, wenn es sein muss.”

Besser hätte ich das auch nicht sagen können. Mein Exemplar kann ausgeliehen werden.

Lesen! Lesen! Lesen!

Immer noch Wetter

Ich muss noch ein wenig rumheulen.

Ich meine, was kann denn schon werden aus einem Tag, wo einen Männer auf ihren heulenden Böcken schneekratzend, -fräsend, -schaufelnd viel, sehr viel zu früh unsanft aus dem Schlaf holen? Hmmm?

War vielleicht “apokalyptisch” gar nicht so übertrieben…