Endlich! Beim türkischen Gemüsehändler gibt es die ersten Aprikosen. Aus der Heimat. Und schon sehr “aromatisch”.
Ich vermute, dass es in dieser Heimat das Sprichwort gibt: “Aromatisch macht lustig.”
Endlich! Beim türkischen Gemüsehändler gibt es die ersten Aprikosen. Aus der Heimat. Und schon sehr “aromatisch”.
Ich vermute, dass es in dieser Heimat das Sprichwort gibt: “Aromatisch macht lustig.”
Der Bummel über den Basar in seinem orientalischen Urlaubsland, erzählt der Kollege, sei was ganz Tolles gewesen. Die Farben! Die vielen unterschiedlichen Gemüse und Früchte! Schmuck und Geschmeide! Stoffbahnen über Stoffbahnen! Taschen, Gürtel, Sandalen! Und das oleofaktische Erlebnis erst! Eine Reise wert. Echt! Da, empfiehlt er, müßte ich auch mal hin.
Mach ich. Bestimmt. Allein, um noch mehr schöne neue Wörter zu finden.
Wenn hagelt und schneit, ist doch klar, dass sie wieder übers Wetter schreibt.
So, dies vorausgeschickt möchte ich mitteilen, dass ich vorhin im Winterschlussverkauf (merkst du was, April?) einen warmen Wintermantel erstanden habe. “Nein danke, nicht einpacken. Ich lass ihn gleich an.”
Die junge Ada haust mit ihrer Mutter, die unten im selben Haus im Pub und gelegentlich als Prosituierte arbeitet, und ihrem kleinen Bruder in einem ärmlichen Zimmer in einer ärmlichen Gegend im London der frühen Vierziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Wenn sie nicht gerade auf allen Vieren Dienstbotenarbeiten verrichtet, ist sie an ihren Stuhl am Fenster gefesselt und schaut dem Leben draußen zu, denn sie taugt nichts mit ihrem “schlechten Fuß” und nichts wäre ihrer Mutter peinlicher, als dass “die Leute” sie zu sehen bekommen.
Soweit zur Vorgeschichte, die schon grausig genug ist. Dann aber geschieht die Wendung: die Kinder Londons werden wegen zu erwartender Bombardierungen durch die Deutschen aufs Land verschickt und Ada, die – natürlich – auf keiner Liste steht, schafft es mit List und Tücke und unter großen Schmerzen, sich und ihren kleinen Bruder in einen der Züge zu schmuggeln. Auf “dem Land” angekommen, werden sie, die von keiner der dortigen Familien ausgewählt werden (Scheißgefühl, übrig gelassen zu sein), einer alleinstehenden Frau zugewiesen, die sich zwar auch sperrt, da sie schließlich keine Ahnung von Kindern habe, dann aber doch zur Rettung für Brüderchen und Schwesterchen wird. Außerdem: 1 Pony.
Wie das geschieht, wie Brubaker Bradley aus Adas Ich-Perspektive subtil zwischen den Zeilen nie Ausgesprochenes wissen läßt, und in sehr klaren Dialogen Informationen vermittelt, Psychologie, Geschichte und Empathie lehrt, das kann man auch als alter Erwachsener noch mit Gewinn lesen, selbst wenn das Buch eigentlich eher für “Young Adults” geschrieben ist. Ich habs an einem sonnigen Nachmittag weggeatmet und empfehle die Geschichte mit Freude weiter.
Es gibt eine Fortsetzung “The War I Finally Won”. Ich werde bei Gelegenheit berichten.
Träume von Rosa, Mattgelb, Bleue, Hellgelb, Grellgelb, Blau, Lila, Pink, Blaßgelb, Rosé – alle Schattierungen, zwischendrin auch mal Frühlingsleuchtgrün.
Ich halte ja nix von Wind und Wetter, aber die Blütenteppiche, die sie ausgebreitet haben – die sind schon schön…
Bumm – Schepper – Klatsch – Klirr – Do-do-do-Dong – Baarrrrummmm – Dotz – Platsch – Flotz – Huuuiiiii – Peng…
Was ist da los?
Auf der Bühne des Theaters am Sozialamt steht eine überaus faszinierende Appartur aus fünf billy-großen Rahmen (Idee und Aufbau: Lorenz Seib) in deren einem sich wie durch Zauberhand auf einer Kurbel kreuz und quer gespannte Fäden aufrollen, die offensichtlich Impulse auslösen. Dann rattert eine Nähmaschine, rast ein Matchboxauto in ein Aquarium und orangene Springkugeln hüpfen über die Bühne, fließt ein Wasserstrahl durch transparente Plastikrohre und Trichter in einen Eimer, malt ein Wischwaschwusch abstrakte Bilder, spielt ein Schneebesen Gitarre, irgendwo steigt Rauch auf, ein Ventilator betreibt einen lustigen Propeller, eine Aufschnittmaschine surrt, ein Winkekatzentrio winkt – alles vollkommen sinn- und zweckfrei, absolut nutzlos, total absurd und ungeheuer charmant.
Irene Rovan und Lena Vogt, in ganz eigenartige harlekineske Overalls gewandet, tragen dazu Kafka-Texte vor. Das passt. Irgendwie. Das Ende ist erreicht, wenn die Kunstreiterin vom Pferd fällt und alle Fäden auf der Spule in einem dicken Wust aufgerollt sind.
So etwas habe ich noch nie gesehen und möchte den Abend doch nicht missen. Fremd und befremdlich, absurd und absonderlich, wunderlich und wundersam. Schön.
Sie spielen im Mai noch einige Vorstellungen. Wer die Zeit findet, möge hingehen. Vielleicht kommt dann mehr Publikum zusammen als an dem Abend letzte Woche, wo gerade mal 16 Menschen den Weg ins Theater fanden.
Nach dem Motto* “Hinein ins Auto und ab in die Provence” fuhren Frau S. aus D. und ich gestern Abend durch blühende Zwiebelturmlandschaften nach Glonn, wo in der mythenumrankten Schrottgalerie Musik gespielt werden sollte.
Und dem war dann auch so. Hinter dem schweren Holzrolltor des alten Stadls Metallskulpturen, die Treppe rauf dann “unser Wohnzimmer” mit viel Malerei (ich nehme das Triptychon mit den Damen vorne rechts) und weiterer Schrott- und Steinkunst an den Wänden, alles schon sehr schön.
Und das Konzert erst. Meine Fresse! Am Piano Susi Weiss, die erste Frau, die ich in einer Jazzband am Klavier erlebt habe (mehr hier: https://susiweiss.com/) und die mich total weggebeamt hat. Richtig, richtig gut, wahnsinnig vielseitig, Vollblutmusikern. Dann am Schlagzeug (Hach, Schlagzeug!) ein Herr namens Hermann Roth (https://www.musikschule-sl.de/hermann-roth), ein Lehrer, der anfänglich einen eher soliden zurückhaltenden Eindruck machte und dann auf einmal in den Soli die drumsticks tanzen ließ, dass alles zu spät war und schließlich the leader of the gang, Heinz Dauhrer (https://heinzdauhrer.de/). Lehrer der Tochter der Frau S. An dem sind mindestens zwei, möglicherweise aber auch drei Alleinunterhalter verloren gegangen – das hätte ich ja nicht so gebraucht, war aber dann schnell versöhnt, weil der alles spielt, das man blasen kann und mit einem Flügelhorn anfing. (Hach, Flügelhorn!) Am Bass der zuverlässige Thomas Laar. Sie spielten sich durch bewährte Jazz-Standards, Frau Weiss überzeugte kurz vor Schluß noch mit dem Vortrag der Moritat von Mackie Messer und der ganze Saal (https://schrottgalerie.de/) kochte vor Begeisterung. Ganz arg scheee und multiple Hachs!
Im Hintergrund schien noch ein Look-Alike-Contest zu laufen, weil: der Galerieerfinden und “Schrotter” Sven Friedel (seit über 20 Jahren der Schuldirektor von Glonn) schaut aus wie eine etwas ältere Version von Michi Altinger und die Stimmen sind quasi identisch. War aber noch nicht alles, weil: der Bandlieder Heinz Dauhrer mit seinem Pigskinhut und dem sehr schiefen Grinsen muss ein Schwippcousin von Woody Harrelson sein. Schließlich diese Dame im Kostüm mit den hackenden Absatzschuhen – der Archetyp einer bayerischen Politikerin. Wie Ilse Aigner. Lag daran, dass sie’s war. Gut, dass die Herren und Damen Musiker und Galeriebetreiber mehrfach und nachdrücklich auf die Bedeutung künstlerischer Erziehung schon im Kindesalter hinwiesen. Vielleicht sagt sie es ihren Politkollegen weiter.
So ein selten schöner Abend. Vielen Dank noch einmal an die gute Frau S., deren Idee das war und die mich darüber hinaus getränkt, genährt und gebettet hat. Hach! Ich darf mit unserem einstimmigen Urteil am Ende des Konzertes schließen: “Da waren wir nicht zum letzten Mal.” Ganz bestimmt nicht.
* Wer das Motto nicht versteht ist einfach zu jung und soll sich doch selbst um seine Horizonterweiterung kümmern, zefix.