There’s an app for that

Weil mein Gast nicht nur Amerikaner, sondern verschärfend auch noch Kalifornier ist (born and raised in LA), kennt er jeden Gesundheitstrend mit Vor- und Zunamen und hat mindestens jeden zweiten auch mitgemacht. Vor ein paar Monaten hat ihm seine Krankenversicherung nun eine App geschenkt (“for free”, man denke), mit der er seinen gesunden Lebensstil dokumentieren kann. Und so tippt er täglich ein: was wann gegessen? Welche Nahrungsergänzungsmittel zu sich genommen, von Fischöl- bis Knoblauchkapseln? Welche Medikamente, wenn überhaupt? Aber, und das sei das ganze besonders Awsome an der App, sonst müsse er nichts mehr selber machen. Die Gute zählt seine Schritte, mißt Blutdruck und Puls und erinnert ihn daran, rechtzeitig schlafen zu gehen. Die Frage der paranoiden Deutschen, ob die App seine Daten denn an die Versicherung weitergebe und was die damit wohl mache, beantwortet er mit einem Schulterzucken. Das sei doch egal. Ich konnte vor lauter Schreck nicht einmal mehr “Datenschutzgrundverordnung” sagen.

Was ich aber gelernt habe, ist, dass ein mittelgroßer Spaziergang durch den Park von Schloß Nymphenburg sowie ein Bummel über die Leo von der Münchner Freiheit bis zum Odeonsplatz nach dem Abendessen für über 10.000 Schritte gut sind. (Freitag) Dasselbe gilt für einen ausgedehnten Marsch über das Olympiagelände (mit Turmfahrt und Kindersportfest) plus Besuch der UniCredit-Festspielnacht. (Samstag)

Letztere war was ganz Besonderes. Die Lesungen haben wir ausgelassen, dafür spricht der Besuch noch nicht genug Deutsch, aber wir haben die letzten (und einzig wichtigen) fünf Minuten des Spiels gegen Schweden public geviewed, anschließend kurz bei Wayne McGregors Boderland Performance vorbeigeschaut, dann im Nieselregen gestaunt, wieviele Münchner fröhlich und begeistert zu OPERcussion goes Salsa wippten, hüpften, tanzten. Kurz vor Mitternach wurden wir in der Salvatorkirche Zeugen eines ganz besonderes Bach-Konzertes: Yves Savary spielte die Suite für Violoncello Solo Nr. 3 in C-Dur und auf dem Heimweg schenkte Amalfi Swing uns noch ein paar Nummern bayerisch-mediterranen Pop. Sehr schöne Sache, das.

El Knie fand die Marschierei doof und mupperte rum. Bekam ein Eis und Weisung, die Schnauze zu halten. Ist darüber so erschrocken, dass es am nächsten Morgen wieder einsatzbereit war. Braves Knie. Ich möchte nicht drohen, liebes Neugelenk, aber durch die App kennen wir dein aktuelles Tageslimit. Da geht bestimmt noch mehr…

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