“Was?” hatten Carmen und ihre Schwester Theresa gefragt, “was können wir im Gegenzug für dich tun, Sabine?” und angesichts der Ameisenleichenberge und sonstigem Dreck in den Ecken und den nunmehr möbelleeren Flächen hatte ich um Hilfe beim Putzen gebeten, wenn sie denn dafür Zeit und Lust hätten. Aber hallo! Erstens, gar keine Frage und zweitens, Superidee, und ob gleich Montagabend nach der Arbeit passen würde?
Ohne es zu ahnen, habe ich mir eine ganze “Maid Brigade” engagiert: Kurze Lagebesprechung, Arbeitsbereiche aufteilen und ran an den Dreck! Theresa nimmt die Garage, Carmen das Bad und ich das Gästezimmer und wir drei wirbeln los, daß es den Staub in dicken Wolken in den Nachthimmel treibt. Dann kommt Schwager Raoul, ob es vielleicht für ihn auch was zu tun gäbe? Klar, Raoul, die Terassenmöbel abwaschen, vielleicht? (Danach muß ich mich um Aufgaben für ihn nicht mehr kümmern; alle weiteren Anweisungen erhält er direkt von Theresa. Das macht sie großartig, so blitzeblank war meine Garage noch nie.) Als ich für Putzlumpennachschub in die Küche komme, finde ich dort Carmens Patenkind vor. Die meisten meiner Möbel wohnen inzwischen in Ericas Zimmer und es sei ihr ein Anliegen, sich erkenntlich zu zeigen und ob sie wohl auch was helfen könne? Aber sischer doch, Erica! Das Häuschen ist groß genug für eine zehnhändige Putzbrigade. Augenblicke später schrubbt sie den Kühlschrank in ein noch nie vorher gesehenes Blütenweiß und wachst anschließend die demnächst abreisenden Restmöbel.
Keine zwei Stunden später sind wir durch, soweit man bei einem Haus im Dreiviertelpackstadium durch sein kann. Als wir noch einmal einen gemeinsamen Rundgang machen, konstatiert Carmen sehr zufrieden, daß wir heute aber echt was geschafft hätten (“today, we made a dent in it”), ich sammle eine Waschmaschinenladung voll Putzlappen ein und Raoul nebenbei alle vollen Mülltüten – ich könne den Platz in den Tonnen doch sicher gebrauchen und das bisserl Zeug falle auf der Müllkippe seiner Firma gar nicht auf. Hätt’ ich auch nicht gedacht, daß ich auf meine alten Tage nochmal von einer hispanischen Großfamilie adopiert werde…
MUCHISSIMAS GRACISSIMAS!