Sie sei, erzählt meine Kollegin, am Wochenende zu einer “Fun-eral” eingeladen gewesen. Während ich mich noch mit Betroffenheit signalisierendem Gesichtsausdruck um angemessene Floskeln bemühe und mir das Hirn zermartere, ob es wirklich “I am sorry for your loss” heißt, oder das nur die Cops im Film sagen, wenn sie den Angehörigen eines Opfers die Nachricht von dessen Ableben überbringen, betont sie noch einmal so seltsam “Fun. Eral.” Ich gebe auf. Wo genau warst du? Ja, doch, schon auf einer Trauerfeier, aber eben mit Betonung auf “Fun”. Der Tote war längst unter der Erde, und nun seien Freunde und Verwandte noch einmal zu einer Party zusammengekommen, “to put the FUN in funeral”.
Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Eigentlich mag ich den Ansatz, spätestens seit Jacques Brels “Le Moribond” (“Adieu l’Emile”, frei übersetzt von Klaus Hoffmann in “Ich will Gesang, will Spiel und Tanz, wenn man mich untern Rasen pflügt”), aber ich kriege inzwischen schon Pickel, wenn ich den Begriff “Fun” höre. Wahrscheinlich, weil hier alle glauben, daß ihr Leben nur mit viel viel lautem buntem Fun lebenswert sei. (Vermutlich halten sie diesen Anspruch ebenfalls für gottgewollt und in der Verfassung verankert.)
Lest es nochmal nach, Amerikaner: eure Gründerväter haben niedergeschrieben, daß “The Creator” euch das Recht auf “Life, Liberty and the pursuit of Happiness” gegeben hat (Leben, Freiheit und das Streben nach Glück(lich sein). Von Spaß ist keine Rede.
PS: Ich habe aber doch sehr lachen müssen, als ich mir eine Notiz für den blogpost machte und die Autokorrektur hartnäckig statt “funeral” unbedingt “Gummersbach” schreiben wollte.
bei uns gibt’s ja auch den guten brauch des “Leichenschmauses”, bei dem’s üblicherweise nach ein paar getränken und gutem essen auch relativ lustig zugeht … es soll allerdings menschen geben, die das wort “Leichenschmaus” missverstehen und sich fragen, ob’s den deutschen jetzt schon sooo schlecht geht 🙂