Wenn man einen amerikanischen Führerschein* besitzt, wird man wenigstens einmal im Jahr zur Geschworenenpflicht gerufen. Nur wer glaubhaft nachweist, daß er kein geistig zurechnungsfähiger, nicht gebrechlicher, erwachsener amerikanischer Staatsbürger ohne Vorstrafen und mit gutem Leumund ist, wird von der Jury Duty befreit. Die Beweislast liegt übrigens beim angeschriebenen Individuum, darum laden sie mich ja auch alle Jahre wieder vor. Ich könnte ja die Bedingungen inzwischen erfüllen…
Nun hat es einmal wieder einen amerikanischen Kollegen getroffen. Ich war nicht wenig fasziniert davon, daß er sofort und ungefragt mit Ratschlägen überhäuft wurde, wie er sich denn am besten vor der Berufung drücken könne. Von “du kannst meinen selbstgebastelten Alu-Helm ausleihen” bis zu “sag einfach, daß du Vorurteile gegen alles und jeden hast”** war so ziemlich alles dabei. Im “Land of the Free” hält man das Ansinnen, seiner staatsbürgerlichen Pflicht nachzukommen und als Geschworener zu dienen, für Zeit- und Geldverschwendung. Da könnte “Big Government” ja gleich auch noch verlangen, daß man bei Wahlen mitmacht.
This Land is so not My Land.
* Wo bleibt eigentlich mein neuer? Es sieht so aus, als müßte ich demnächst beim DMV nachtelefonieren. Dammit! (s. https://flockblog.de/?p=24453)
** “I have preconceived notions about most everything and everyone.”
“preconceived notions” ??? wie sagte doch dieser französiche kabarettist neulich: “wir sind keine rassisten – wir ‘assen alle!”
La Tolerance hat ja eine lange Tradition im Französischen…
Ich erinnere mich eines Asterixheftes und des darin vorkommenden Methusalix-Zitats: “Fremde? Ich habe nichts gegen Fremde. Aber diese Fremden sind nicht von hier.”
und die glauben wirklich, dass es in diesem “not your land” noch “geistig zurechnungsfähige, nicht gebrechliche, erwachsene amerikanische Staatsbürger ohne Vorstrafen und mit gutem Leumund” gibt??? dreamers, nothing but dreamers!