Ich, von den Göttern mit einer lebhaften Phantasie gesegnet, wurde bei dieser Durchsage von einem Bildersturm überflutet. Wie der arme Zug, tagelang, ohne Pause und Wasser, von wilden “YeeHaa” brüllenden Reitern durch eine rote Steinöde gehetzt wird, schließlich, am Ende seiner Kräfte angekommen, tot umfällt, und ein einsamer runder Wüstenstrohballen im heißen Wind noch weiter südlich rollert…
Dafür sind die angekündigten 10-Trauerwarteminuten nicht zu viel verlangt, das sitzt man, im wohlklimatisierten Abteil, auf einer Arschbacke ab. Wissend, dass das mindestens doppelt so lang dauern wird. Nach einer halben Stunde konnte ich leichte Unruhe bei den Mitreisenden feststellen, jede/r berichtete den Lieben daheim via Mobiltelefon, dass es ein wenig später würde und die genschlten (wieder keine Vokale vorrätig) Durchsagen gingen bei dem Geräuschpegel vollends unter.
Nach einer Stunde gingen die Zugbegleiter durch und teilten abteilweise mit, dass der Dispatcher sie auch nicht informiere, und man sich doch zurücklehnen und relaxen solle – man habe schließlich ohnehin keine andere Wahl… Stimmt, inzwischen waren alle blaugefroren und steif. Irgendwann kam der Zug ins Rollen. Kurz vor jeder Haltestelle brüllten die Schaffner hektisch ins Mikro, man möge sich doch bereits jetzt zum Aussteigen bereit machen, und den Zug an der Station zügig verlassen, damit man die verlorene Zeit irgendwie wieder einfahren könne.
Dann, kurz vor dem “South San Francisco”-Bahnhof (eine Haltestelle vor San Bruno) blieb der Zug stehen. Und stand. Und rührte sich nicht mehr. Nach einer Viertelstunde teilten die Zugbegleiter mit, dass wir stehen. Auf unbestimmte Zeit, weil, s.o. der Dispatcher nicht mit jedem, und schon gar nicht mit dem Zugpersonal spricht.
Ich war 2 Stunden später als gemäß Fahrplan vorgesehen zu Hause. Ich hatte ja eigentlich auch nichts großartiges vor: ein nettes kleines Abendessen draußen, ein paar Seiten lesen und kurz vor Sonnenuntergang gießen. Zum Glück habe ich eine Außenbeleuchtung und bestimmt mögen die Bäume frisches Wasser bei Sternenlicht ganz besonders gern.
Morgen nehme ich das Auto.