Gelesen: R. F. Kuang – “Babel – An Arcane History”

Hallo Ballet! Das ist aber mal eine Entdeckung! Da erfindet sich eine junge Autorin eine royale Bildungseinrichtung im akademischen Oxford der 1830er Jahre und bringt alles unter, was den Intellekt der literarisch und linguistisch interessierten Leserin kitzelt, nämlich die Sinnhaftigkeit (oder eben nicht) von Übersetzungen aus und in andere Sprachen, mit anderer Semantik, anderem sozio-kulturellem Hintergrund und Umfeld und daher nicht deckungsgleichem Wortschatz. Außerdem Weltherrschaftsanspruch (The British Empire über alles), Kolonialismus, Rassismus, Feminismus sowie ein Fantasyelement, das ich für potentielle Leser*innen nicht spoilern möchte.

Ich hätte der Autorin ein Lektorat gewünscht, das Redundanzen mutiger gekürzt hätte, aber “Babel” ist auch so ein sehr lesenswertes Buch.

Lesen! Lesen!

Le Gala Dinner

In einem Ton und Duktus, der der Ankündigung der Verlobung der jüngsten Tochter eines britischen Landadligen (endlich alle aus dem Haus, und die teuren Mitgiften Geschichte) in nichts nachsteht, lädt die Direktion des Hotels zum Abendessen.

Im Gegensatz zu sonst wird das Essen serviert, dafür darf man es sich aber nicht selbst aussuchen. Macht mir, die ich ja üblicherweise ein Mäkelfritz vor dem Herrn bin, aber gar nix, das mag ich alles:

  • Meeresfürchtesalat mischen
  • Spackelcremesupp
  • Rindermedalle und Krautergarnillen, serviert mit Pilzsause, Kartoffelpre und Gemüsemisch
  • Käsekuchen

Sehr fein, das alles. Und so eine schöne Spieskarte. Hach!

Ungesagt

Ich sei ja so tapfer, teilt mir unaufgefordert und tropfend eine gerade dem Pool entstiegene Dame mit und stört beim Lesen. Sie beobachte mich nun schon den dritten Tag (WTF?), aber nachdem heute immer noch kein von Durchfall genesener Mann an meiner Seite aufgetaucht wäre, wäre ich ja wohl ganz alleine hier. Soooo tapfer. Ach, wissen Sie, Gnädigste. Wenn ich mir das Geschöpf auf der Liege neben Ihrer so ansehe… kann ich das Kompliment nur uneingeschränkt retournieren. Ach was, verdoppeln!

Das sind so die Momente im Leben, in denen ich gerne auf die ganzen anerzogenen Umgangsformen verzichten täte. Oder mindestens mit einer tragischen Jüngstverwitwetstory aufwartete. Aber dann denke ich doch nur “Dumme Kuh” und sage, dass ich, wenn sonst nichts mehr anliegt, jetzt mal weiterlese. In Ruhe.