Als meine kroatische Kollegin vor eineinhalb Jahren zum VorstellungsgesprĂ€ch kam, war ihr Deutsch auf gebrochenem AnfĂ€ngerniveau und reichte gerade soweit, dass sie darum bitten konnte, das Interview doch lieber auf Englisch zu machen. Seitdem ist sie treulich jede Woche an zwei Abenden zum Sprachkurs gepilgert, hat immer ihre Hausaufgaben gemacht und inzwischen die PrĂŒfungen des B2-Level*-Abschlusses erfolgreich absolviert und kommt am Telefon selbst mit Bauunternehmern aus Niederbayern klar (das ist wahrscheinlich schon Sonderlevel-Niveau, wird aber – auĂer von den direkt Betroffenen – nicht gesondert anerkannt).
Heute beim Mittagessen war ich mal wieder total begeistert. Die Begriffe “Wirtschaftswunder” hat sie mit “geht ökonomisch nach obben” und “Hawaii-Toast” mit “irgendwos Ăckliges mit Ananas” perfekt definiert, lediglich fĂŒr die Wetterlagen “SchamkĂ€lte” und “SiebenschĂ€ler” brauchte sie etwas Nachhilfe.
Das lag aber bestimmt nur daran, dass die Schulmeisterin (c’est moi) mit vollem Mund redete.
* B2: Kann die Hauptinhalte komplexer Texte zu konkreten und abstrakten Themen verstehen; versteht im eigenen Spezialgebiet auch Fachdiskussionen. Kann sich so spontan und flieĂend verstĂ€ndigen, dass ein normales GesprĂ€ch mit Muttersprachlern ohne grössere Anstrengung auf beiden Seiten gut möglich ist. Kann sich zu einem breiten Themenspektrum klar und detailliert ausdrĂŒcken, einen Standpunkt zu einer aktuellen Frage erlĂ€utern und die Vor- und Nachteile verschiedener Möglichkeiten angeben.