“Ficken!” “Fotze!” “Scheiße!” – Was ist da los? Vierjährige im Verbotenewörterrausch? Ein Tourettier beim Lebensmitteleinkauf? Ach woher denn. Das ist nur der Stückl, wenn er den Shakespeare ins Stückl-Deutsche übersetzt und dabei ist er ja gar nicht so, ein bißchen darf vom alten Meister bleiben, sowas wie Prosperos “Stoff aus dem die Träume sind*” und dass “die ganze Welt eine Bühne” sei und Mirandas entzückte Entdeckung der “brave new world”.
Überhaupt, Miranda. Die einzige Frauenrolle im Sturm, im Wallegewand mit vui Holz vor der Hüttn. Sie gewinnt bei Stückl, vor allem deshalb, weil sie, kaum vom Vater dem Manne anheimgegeben**, auf einmal Texte aus “Der Widerspenstigen Zähmung” aufsagt. Das tut ihr und dem Stück gut.
Bei den Männern hat sich die Kostümbildnerei fürs elisabethanische Beinkleid mit fett mit Socken vollgestopften Hosenlätzen, Hemd, Weste, Knappjäcksche sowie Hut entschieden, was Mehmet Sözer (auf dem linken Bild rechts außen) aussehen läßt wie wahlweise Marilyn Manson oder von Tim Burton erfunden – außer Prospero (Pascal Fligg, gut wie immer), der eine Art Mahatma-Toga trägt. 
Caliban (Timocin Ziegler), der Arme, leidet wie in jeder Inszenierung daran, dass sein Verhältnis zu den Mächtigen masochistische Züge trägt und muß zur Strafe Milla Jovovichs Wickeldress aus “The Fifth Element” auftragen und den ganz ganz armen Ariel (Enno Haas, eine Entdeckung) haben sie in einen Ganzkörpernylonstrumpf mit fleischfarbener Miederhose drunter gesteckt. Hab ich nicht verstanden. Muß ich vielleicht auch nicht.
Der Sturm tobt eindreiviertel sehr kurzweilige und unterhaltsame Stunden, dann ist die Bühne und die halbe Mannschaft eingesaut, die Intrigen aufgelöst, die Geister freigelassen (Caliban erst, wenn er die Bühne geputzt haben wird); nur das junge Paar hat sich nicht gekriegt. Und das ist gut so – zwischen Miranda (Carolin Hartmann) und Ferdinand (Jonathan Müller) britzelt nicht das leiseste Fünkchen. Die haben beide wen anderen verdient. Tinder soll in solchen Fällen hilfreich sein.
Hingehen, anschauen, unterhalten lassen. Es macht Spaß, wenn das große Sturm-Pathos in der Latrine landet.
* Wenn man dem Internet glauben darf, lautet das vollständige Zitat: “Wir sind aus jenem Stoff aus dem die Träume sind und unser kurzes Sein umfängt ein Schaf.” Ist ja hübsch, aber wahrscheinlich aus der postfaktischen Ära.
** “Von mir geschenkt, und von dir selbst erworben, empfang’ denn meine Tochter.”