Die Freundin eines meiner Freunde ist Frisörin und damit Angehörige eines Berufsstandes, dessen Kunden dem Glauben anhängen, über die Dienstleistung hinaus den Anspruch zu haben, dem/der Schnibbelnden wenigstens ein Ohr abzukauen.
Einer ihrer Stammkunden hatte ihr denn auch über lange Jahre von seinen vielen Versuchen erzählt, seine liebe Gattin zu einer gemeinsamen Reise nach New York zu überreden, allein, Madame sahen sich nie reisefähig in ein Land, in dem es von Schwarzen, also in ihrer Weltsicht Vergewaltigern, Dieben und Mördern nur so wimmele. Nichts da! Erst das Argument, dass es nun dort einen schwarzen Präsidenten gebe, der sich in nunmehr fast zwei Amtszeiten keines dieser Vergehen schuldig gemacht habe, ließ sie gelten und so checkte das Paar in diesem Frühjahr endlich im Waldorf Astoria ein. Der Big Apple zeigte sich von seiner besten Touristenseite, die Frau Gemahlin war auch beinahe mit Amerika versöhnt, doch dann geschah, was geschehen mußte: sie betrat den Waldorf-Lift, ein einzelner schwarzer Mann darinnen, und der sprach: “Down, Lady?”. Sie hatte es ja immer schon gewußt… und warf sich, das Fragezeichen am Ende des Satzes vorurteilsbedingt überhörend, sofort flach auf den Boden. Man fuhr in die Lobby. Der schwarze Mann stieg aus. Sie dann auch. Unbeschadet, denn im Waldorf könnte man vom Boden des Aufzugs je-der-zeit essen. Kein Staubkörnchen.
Das Paar betrat fürderhin auf Madames Wunsch Aufzüge nur noch gemeinsam, verbrachte auf diese Weise doch noch ein paar schöne Tage in New York, und fand bei der Abreise statt einer Zahlungsaufforderung ein Briefchen an der Rezeption: er habe, schrieb der schwarze Mann, angesichts der Situation neulich im Lift so sehr lachen müssen, dass er sich geehrt fühle, die Rechnung des Paares zu begleichen. Win:Win, oder? Will Smith bezahlt seinen Drehbuchautoren sonst sicher viel mehr Geld für die Entwicklung von garantierten Lachern.