Verhaltensforschung

Ich glaube ja, daß fahrtrichtungswechselfĂ€hige Rolltreppen keine Erfindung von Betreibern des Öffentlichen Nahverkehrs sind, sondern direkt an LehrstĂŒhlen fĂŒr Humanethologie entwickelt wurden.

Es ist nĂ€mlich so: Immer, wenn eine/r eine Laufrichtung fĂŒr sich gekapert hat, steht am anderen Ende der Rolltreppe jemand, der just in die andere Richtung wollte. Dieser schaut nun den ihm Entgegenkommenden vorwurfsvoll an und hĂ€lt den Blick starr auf ihn gerichtet. Starr. Die ganze Fahrt lang. Die Person auf der Rolltreppe senkt nach ganz kurzem Blickkontakt mit dem TreppenanwĂ€rter ihre Augen nach unten und verlĂ€ĂŸt die Rolltreppe im Auslaufbereich immer mit einem Hinken, das auf eine ganz böse und akute Gehbehinderung hinweist und dem Wartenden signalisieren soll: “Ich bin nicht gehfaul. Hingegen bin ich arm und lahm und krank und somit nutzungsberechtigt. Hah!” Das wird von der wartenden Person selbstverstĂ€ndlich ĂŒblicherweise bezweifelt und dem Abgehenden eine Kopfbewegung hinterhergeschleudert, die besagt “Von wegen ‘arm und lahm und krank’. Das war noch nicht mal gut gehumpelt und wegen dem Deppen stehe ich mir hier die FĂŒĂŸe in den Bauch, als ob ich mit meiner Zeit nichts besseres zu tun hĂ€tte, grummel, grummel, grummel…” oder in versprengten EinzelfĂ€llen einfach ignoriert. Abgeschlossen wird der Vorgang immer durch einen triumphierenden Tritt auf die Plattform, die den Richtungswechsel initiiert. Dann Rollentausch.

Ethologen aller LĂ€nder, bitte sagt es mir: ist das ein typisch deutsches PhĂ€nomen? Bayerisch? MĂŒnchnerisch? Oder machen fahrtrichtungswechselnde Rolltreppen aus allen Menschen begnadete Akteure und haben die Amis dann am Ende doch recht und die Dinger sind Teufelswerk?

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