Mein 4. Juli

Die anderen Nachbarn um uns herum böllern, knallen, qualmen und jagen ganze MonatsgehĂ€lter gen Himmel, was Lyn, schwerhörig und deswegen in diesem LĂ€rm weiterhin zur Kommunikation fĂ€hig,  offensichtlich auf einen schwer patriotischen Trip bringt. “Warum?” fragt sie, und deutet anklagend auf die auf der Straße parkenden Autos “Warum erlaubt diese Regierung den Import japanischer Autos? Warum?” fragt sie weiter, “Warum kaufen Amerikaner sowas?”. FrĂŒher hĂ€tte man sich zu Recht geschĂ€mt, einen Toyota zu fahren. “All good cars were made in Detroit. Warum?” will sie ausgerechnet von mir wissen, “Warum ist das heute anders? What has happened to America?” Egal, was ich jetzt antworte, es kann nur falsch sein. Zum GlĂŒck erwartet sie keinen Kommentar. Stattdessen stellt sie sich auf Zehenspitzen, schaut noch mal nach links und rechts und formt die HĂ€nde zum Abschirmtrichter, damit auch ja keiner mithören kann, wenn sie mir ihr Geheimnis ins Ohr zischt: “America is going down.”

Ich geh dann mal wieder rein. An meinem auslÀndischen Auto vorbei.

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