Vier Tage Regen

Gestern ging der Transformator auf dem Parkplatz hinterm Büro mit Finkelfunkelblitz in Flammen auf und wir hatten für ein paar Minuten keinen Strom. Heute ist das Internet ein paar mal naß geworden und war dann mal kurz weg. Wahrscheinlich zum Abtrocknen. Kennt man ja, schließlich fällt Wasser vom Himmel. Seit gestern Nacht tappen die hippen Einwohner von Mission District und SOMA (zwei schwer gentrifizierte San Franziskaner Stadtviertel) im Dunkeln, kein Strom, keine Ampeln und – ganz schlimm – kein Pappbecherkaffee vom Barista. PG&E hat wieder Leitungstrockentupfer geschickt und heute Abend müssen sich dem Vernehmen nach nur noch ein paar hundert Haushalte mit Kerzen behelfen. Kennt man auch, schließlich fällt Wasser vom Himmel. Gottlob gibts bei Starbucks schon wieder Elektrizität.

Die Straßen sind noch überfluteter und gesperrter als gestern, man möchte am liebsten daheim bleiben und sich beim Kampf um das bißchen Reststraße raushalten dürfen, ist aber stattdessen länger und mit noch mehr Kamikazefahrern unterwegs als sonst. Im dicken Scheibenwischer-auf-Stufe-Drei-und-mehr-hammwer-nicht-Schauer heute früh hätte ich dem Passat gerne Wasserski untergeschnallt, wir sind von einem Aquaplaning (auf englisch Hydroplaning) ins andere geschliddert und Abstand halten wegen verlängertem Bremsweg wurde uns von anderen Straßenteilnehmern als Schwäche ausgelegt und allenfalls als Lücke zum Reingequetschen interpretiert. Kennt man auch, schließlich fällt Wasser vom Himmel.

Der Hausmeister beschwert sich in der Zigarettenpause, daß die Wassermassen, die in den letzten Tagen vom Himmel gefallen sind, ziemlich genau der Hälfte der in normalen Jahren üblichen Jahresmenge entsprächen – “that’s not right”. Wird schon stimmen, der Mann ist der Typ, der stundenlang den “Weather Channel” guckt und seine Freude an anderer Leute Schneestürmen, Hurrikanen und anderen Unbillen hat. Daß extreme Wettersituationen wie diese irgendeinen Zusammenhang mit “Global Warming” haben könnten, streitet er auf meinen schüchternen Einwurf hin jedoch ab. Dann hätten sie in den Nachrichten doch was dazu gesagt. Ich tippe auf Fox News. Kennt man auch, dafür brauchts kein Wasser vom Himmel.

Ich habe es in München so sehr genossen, einfach abends in der Stadt herumzulaufen, ohne die Augen ständig auf dem nächsten Meter Gehweg haben zu müssen. Hierzulande neigt man nur zu allerhöchstens funzeligster Straßen- oder Parkplatzbeleuchtung, dafür aber ausgedehnten Schlaglöchern. (Der neugebaute Teil der Bay Bridge, offensichtlich ein Dürrebau, war heute für zwei Stunden gesperrt, da hatte der Regen ganz frische aufgetan.) Die Schlaglöcher sind jetzt alle tiefe Pfützen und weil man nicht sieht, wo man hintritt, hat die kluge Frau ein Paar trockene Socken im Rucksack und ist damit die einzige im Büro, die nicht ständig niesen muß. Kennt man auch, schließlich fällt Wasser vom Himmel.

Bei mir zu Hause ist es wie immer, wenn Wasser vom Himmel fällt: vor dem Haus Pilze, im Bad Ameisen, hinterm Haus Frösche. Wobei erstere ihrer Vermehrung erfreulich geräuscharm nachkommen, letztere hingegen nicht so. Die Heizung rauscht und die Pumpe pumpt.

Kein Grund zur Panik, wenns genug geregnet hat, dann hörts auch wieder auf.

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