Es geht wieder los

Eigentlich nimmt der Herbst bei mir auf der Jahreszeitenliste stabil den zweiten Platz ein, nach Sommer, eh klar und weit vor Frühling, diesem Saftundkrafthansel. Winter zähle ich nicht, in der Hoffnung, dass er irgendwann aufgibt.

Wenn halt die Hausmeister nicht wären, die mir heute den Homeofficevormittag stundenlang die Ohren mit ihren Laubbläsern zudröhnten.

Meine Herrn, das ist nicht fein. Lassen Sie’s bleim!

Irgendwas mit Medien

Aus dieser Auswahl, Otto? Lass mich überlegen… Hmmm. Aus dieser Auswahl? Ganz genau nix.

Hätte da ein Flugticket in den Süden gelegen und eine Auswahl Bade- und anderer leichter Strandbekleidung, hätte ich möglicherweise zugegriffen. Aber so? Wer designt solche Anzeigen?

Aus dem Vokabelheft

Neulich ist mir beim Lesen “to mollify” wieder einmal untergekommen, ein Wort, das schon klingt wie eine warme weiche Decke.

Und dann auch genau das bedeutet: lindern, mildern, beschwichtigen, begütigen, beruhigen, besänftigen, weich machen, beruhigen…

Künstliche Idiotie (KI)

Ich habe schon häufiger erzählt, dass ich die Vorschläge meiner Autokorrektur zuweilen recht rührend finde. Das ist aber nichts gegen den automatischen Outlook-Übersetzer meiner Kollegin. Der nämlich übersetzte nicht etwa nur die e-mail des amerikanischen Kollegen in das, was er für Deutsch hält, sondern auch die Grußformel. Man kann sich ihr Erstaunen vorstellen, als der Unterzeichner nicht mehr der Kollege Robert war, sondern ein bis dato nicht bekannter Horst.

Oder, um sie wörtlich zu zitieren: “Ist dir damals aufgefallen, dass jeder Robert in den Staaten ein Horst ist?”

Ist es nicht.

Ist aber wurscht. Ich habs aber inzwischen selbst ausprobiert, hin und zurück, hin und zurück. Funktioniert immer. Und macht einen Heidenspaß.

Gelesen: Wolfgang Kohlhaase – “Erfindung einer Sprache und andere Erzählungen”

Das ist mal ein selten tolles Buch! Die Geschichtensammlung ist 1977 bei Aufbau erstmals erschienen, 2021 von Wagenbach in einer ausgesprochen schönen Oktavheft-Ausgabe neu aufgelegt und spricht in einer sehr glasklaren glockenreinen Sprache von längst vergangenen Zeiten in einem längt vergangenen Land. Wun-der-schön!

Kohlhaase war einer der bekanntesten DEFA-Drehbuchautoren und -Regisseure, sein schriftstellerisches Werk verdient es, neu entdeckt und gelesen zu werden. Keine dieser dreizehn Geschichten hat mich unberührt gelassen, im besonderen die titelgebende und “Mädchen aus P.” klingen stark nach. Beide behandeln auf ihre Art Kollateralschäden, kleinste Ereignisse am Rande eines Weltkriegs. Sie lassen einen nicht los.

Kostbarkeiten.

Lesen! Lesen! Lesen!

Schon länger nicht mehr neu: “Legit”

Manchmal verpaßt man was. Ich zum Beispiel vor zehn Jahren diese ausgezeichnete, brüllend komische und sehr herzenswarme Serie, die die IMDB folgendermaßen zusammenfaßt:

(Im Original sind die “angezogenen Freunde” “put-upon friends”. Also alles Menschen, die halt ihr Päckchen zu tragen haben.)

Etwas auführlicher und nicht von einer Maschine übersetzt geht es darum, dass ein australischer Komiker nach Hollywood zurückkehrt, und durch eine Verkettung von Umständen in einer WG mit seinen Brüdern aus der damaligen Schüleraustauschfamilie landet, deren einer gerade in einer Lebenskrise steckt, weil seine Frau ihn mit dem ehemaligen Nachbarn betrügt und samt Kind weit weg ziehen will. Der andere leidet an Muskeldystrophie, kann außer der Gesichtsmuskulatur nichts bewegen und ist in allen Bereichen seines Lebens auf Hilfe angewiesen. Wenn er aufs Klo muss oder essen will oder endlich endlich auch einmal Sex.

Was hätte ein rührseliges Krüppeldrama werden können, ist hier eine Ode an das Leben und den Umgang mit all seinen Maläsen und Freuden.

Anschauen!

Gute Tat

Ich halte mich für einen altruistischen Menschen, wobei meine Hilfsbereitschaft, je nach Art der Bedürftigkeit oder Anfrage durchaus graduelle Abstufungen aufweist. Die Bitte, sich an der Beseitigung mehrerer Tonnen Bauschutt oder der Bespaßung einer größeren Gruppe lebhafter Kinder zu beteiligen, ruft bei mir weniger Enthusiasmus hervor, als beispielsweise bei der Erstellung von Hausaufgaben (vorzugsweise in Sprachen, besonders bevorzugt Deutsch), Texten im allgemeinen oder besonderen oder dem Zubereiten von Mahlzeiten oder Backwerken, gerne auch für den Verkauf bei Basaren aller Art, tätig zu unterstützen. Das kann ich, tue es gerne und bin dann auch freigiebig mit meiner Zeit.

Wenn die langjährige Freundin ihrem guten alten Onkel, der in einem Anfall von bibliophilem Mitleid vor nunmehr fast eine Dekade den gesamten Restbuchbestand eines Antiquariats in seine Obhut genommen und seitdem Myriaden von unsortiert vollgestopften Bananenkartons voller Bücher in einem Lagerraum herumstehen sowie deswegen einen Dauerzank mit der Gattin am Halse hat, das Versprechen gegeben hat, sich um deren Sortierung zur gegebenenfalls Weiterverwendung oder schlimmstenfalls Entsorgung zu kümmern – whom are you gonna call?

Genau.

Zu zweit war die Bewältigung dieser Aufgabe, unbenommen davon, dass es anstrengend war, dennoch ein Riesenspaß. Wir schwelgten. In Gelesenem. In der Entdeckung noch schönerer Ausgaben, als der, wir ohnehin schon besitzen. In der Bertelsmannisierung einer ganzen Generation. In Unfassbarem, das dennoch irgendwem einmal das Papier wert war, auf dem es gedruckt wurde (“Was will der Araber?”). Und in der dauernden Erkenntnis, dass der einen Müll – eine Strauß-Lobhudel-Biographie und eine von Stoiber gleich dazu – des anderen Schätze sind. Wie das eben immer ist mit allem. Außerdem, dass nichts vergänglicher ist als Lexika und Atlanten.

Wir sind in einem langen Nachmittag, bei sehr sehr großzügigem Aussortieren, durch knapp die Hälfte gekommen. Aber es sind ja bald Weihnachtsferien.

Dass die Belohnung in “nehmt’s mit, was ihr brauchen könnt” beinahe bei uns beiden zu Streit geführt hat, war zu erwarten, ließ sich aber lösen. Wir haben ja eigentlich die Regale schon voll…