Gelesen: Shelby Van Pelt – “Remarkably Bright Creatures” aka “That Octopus Book”

Das Buch war mitten in der Pandemie 2022 ein Volltreffer, wurde millionenfach verkauft, in umpfzig Sprachen übersetzt und noch mehr verkauft. Ich habe damals zwar davon gehört (war nicht zu vermeiden), es aber nicht gelesen. Nun schon.

Es ist… nett. Also, richtig… nett. Fällt, wie ich gelernt habe, in die Kategorie “Cosy Mystery”. Kein Mord, kein Totschlag, keine Verfolgungsjagden mit quietschenden Reifen, keine Schußwechsel, keine Drogen (außer rekreativem Alkohol). Nur eine alte vom Leben gebeutelte aber erst recht tapfere Frau (Hauptperson Tuva), ihre gleichaltrigen Freundinnen (Nebenrollen, zwecks Demonstration anderer Lebensentwürfe), die tratschende Kleinstadtnachbarschaft, etwas Jungvolk (wegen Liebe und anderen Verwirrungen) sowie ein Aquarium im pazifischen Nordwesten, in dem der Oktopus Marcellus einsitzt und die Geschichte aus seiner Perspektive erzählt.

Van Pelt hat in ihren Creative Writing Klassen gut aufgepasst, stellt ein Set glaubhafter Figuren zusammen, die sich bis auf eine (und die muss, wegen der Story) nicht sonderlich weiterentwickeln, erzählt flüssig und humorvoll, mit dem rechten Gran an Rührung, wenn Bedarf besteht. Sie behält die Übersicht über ihre Handlungsstränge, gibt hinreichend Naturbeschreibung hinzu und das Ganze fügt sich zu einem ausgesprochen liebenswerten Buch zusammen. Mich stört, dass ich darunter das Handwerk erkenne, wie Bleistiftskizzen unter einem Aquarell. Das liegt aber bestimmt an mir, Multimillionen Leser können nicht irren. Wer heitere Urlaubslektüre sucht, ist mit dem Oktopus, DEM Oktopus gut beraten.

Mein Exemplar ist zu haben.

Der Verlag hat, möglicherweise zur Feier der nächsten verkauften Million Exemplare, eine Sonderausgabe herausgegeben. Mit einem Umschlag in freundlich leuchtendem Sonnenblumengelb, dicken bunten im Relief hervorgehobenen Blubberbubbels sowie einem pinkfarbenen Oktopus mit Eimer, der – zumindest bei mir – ganz schlimme Einhornassoziationen hervorruft. Es fehlt auch nicht der Hinweis für den eher ungeübten Buchkäufer, dass es sich um das Oktopusbuch handelt, also DAS eine Oktopusbuch, das sich schon multimillionenfach verkauft hat. Wahrscheinlich um den Unterschied zu allen andern Oktopusbüchern dieser Welt hervorzuheben. Nein, Neukunde, alles gut, du machst keinen Fehlkauf.

Falls jemand das Gefühl nicht los werden sollte, dass ihm die Geschichte vage bekannt vorkommt, dann mag es daran liegen, dass er seinerzeit den Film “Shape of Water” von Guillermo del Toro gesehen hat, der auf der exakt selben Prämisse basiert. (Putzfrau, Wasserkreatur, Eimer, “Free Willy”.)

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