Landflucht

Zur Zeit wohne ich weit vor den Toren der Stadt auf dem Land. Da, wo’s “nach Bauernhof riecht” (O-Ton naserĂŒmpfendes Urbankind) und eine technische Störung bei der S-Bahn aus einer 39-Minuten-Reise (einsteigen, hinsetzen, lesen, aussteigen) eine zweieinhalbstĂŒndige WachsamkeitsĂŒbung macht.

Das geht so: Feierabend. Voll, voller, S-Bahnhof. Durchsage. Daraufhin in eine U-Bahn einsteigen, nach einer Station in eine andere umsteigen, neue Durchsage, nach drei Stationen zu einem kleinen Schlenker mit einer Tram umsteigen, nĂ€chste Durchsage, von da aus wieder in eine U-Bahn und dann endlich in Giesing gerade noch die RĂŒcklichter der “richtigen” S-Bahn sehen. Fluch unterdrĂŒcken, an Omas Mantra denken, “die nĂ€chste kriegen wir dann bestimmt, Kind”. Die nĂ€chste kriegen wir auch, sie fĂ€hrt aber dafĂŒr nur bis Höhenkirchen-Siegertsbrunn und kommt am falschen Gleis an. Zum zweiten Mal an diesem Abend durch einen gefließten graffitiverschmierten und nach Pisse stinkenden FußgĂ€ngertunnel auf die andere Bahnhofsseite hetzen und dann nicht etwa in eine Bahn einsteigen, sondern auf der Anzeigetafel lesen, daß die gedenkt, in 30 Minuten einzutreffen. Wieder sehr tief durchatmen, nicht mehr als nötig fluchen und unter vielfachem Aufsagen von “DienĂ€chstekriegenwirdannbestimmtkind” auf dem richtigen Bahnsteig im Schnieselregen warten. NĂ€sser werden. Weiter warten. Dann kommt sie, und ich steige eine (eine einzige, wohlgemerkt) Haltestelle spĂ€ter wieder aus und bin angekommen.

Zwei SchlĂŒsse gezogen:

1. Es ist schon zu bewundern, daß die ganze Strecke, wenn auch mit ein paar UmstĂ€ndlichkeiten, immer noch mit Öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewĂ€ltigen war.

2. Ich ziehe in die Stadt!

Add a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *

8 − 2 =