Lost for Translation

Ich  mußte mich bei der doch recht geringen erlaubten Menge Flugzeuggepäck für einen Aufenthalt in einem Land mit Jahreszeiten und damit vorhersehbaren Tiefertemperaturen leider auf eine äußerst geringe Anzahl von Bücherkilos einschränken. Als Schnelleserin im Schienenersatz- und Zugmitverspätungverkehr habe ich die lächerlichen paar importierten englischsprachigen Bücher inzwischen ausgelesen und nunmehr angefangen, mich mit Übersetzungen aus dem Englischen ins Deutsche herumzuärgern. Ärgern? Aber hallo!

Daß jemand in Unkenntnis des Zeitungs- und Anzeigenverkaufswesens “Above the fold” mit “Über der Faltung” statt richtigerweise mit “Schlagzeile” übersetzt, kann ich noch durchgehen lasen. Aber daß sich einer beschwert, ein anderer habe ihn zur Hündin gemacht? Das ist nicht akzeptabel. Im Deutschen könnte die Formulierung “he made me his bitch” je nach Zusammenhang bedeuten, daß der Sprecher von seinem Gegenüber zur Sau gemacht oder zu sexuellen Handlungen gezwungen wurde; “bitch” im Sinne von “Hündin” ist nur korrekt, wenn es um die Zucht von Welpen geht.

Und warum der Übersetzer die Formulierung “she had an IQ like broccoli” im mittleren Teil des Buches mit “dumm wie Brokkoli” und gegen Ende mit “dumm wie Blumenkohl” eindeutscht, ist mir ein Rätsel. Wozu haben wir denn das wunderschöne “Bohnenstroh”, wenn es keiner verwendet? Daß darüber hinaus dem amerikanischen Lektorat die Doppelung durchgegangen ist, ist noch einmal eine ganz andere Baustelle.

Bin sehr gespannt, wie lange es dauern wird, bis ich synchronisierte Filme und unzulänglich übersetzte Bücher wieder ertragen kann. Weiß wer, wo man hier günstig oder gar für umme an originalsprachliches kommt?

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