Als Landverlassende hat frau viel zu organisieren: Strom abbestellen, Lebensmittelschrank leerkochen, Fassungsvermögen der Mülltonnen bis zur physikalischen Unmöglichkeit ausdehnen, Alkoholvorräte leertrinken (lassen), Internet kündigen**, Zeitungsabos umleiten, zum umpfzigsten Mal noch ein Dokument ausfüllen, in dem ich bestätige, daß mir nichts ferner liegt als Menschen- und/oder Drogenschmuggel, ich selbstverständlich bereits längst in Deutschland als Einwohner gemeldet bin, mein Paß gültig, mein Geld ungewaschen und meine Absichten gut und edel sind. Dabei will ich doch nur wieder weg; wer sich hier niederzulassen gedenkt, sagt der Spediteur, schlägt sich, grob geschätzt, mit der dreifachen Papiermenge herum.
Worauf wollte ich gleich nochmal hinaus? Ach ja, meine To-Do-Liste. Ich versuche seit Tagen, mein Glas voller schwer erbückter Findelpennies, Nickels (Fünferl), Dimes (Zehnerl) und Quarters (Fünfundzwanzigerl) endlich in einer Coinstar-Maschine zählen und in einen Einkaufsgutschein umwandeln zu lassen und es will mir einfach nicht glücken. Überall sind die Dinger “out of order”. Toni weiß Rat, im Lucky-Supermarkt bei ihm ums Eck steht auch einer, da können wir auf dem Heimweg rasch anhalten. Gesagt, getan. Die Maschine ist zwar funktionstüchtig, aber leider schon voll, und ich kriege die Münzen wieder nicht los. Dammit!
An der Parkplatzausfahrt sitzt einer. Im Rollstuhl und mit einem handgemalten Schild, dem wir entnehmen, daß er Robert heißt, obdachlos und einer kleinen Spende nicht abgeneigt ist. Und weil ich eh seit Tagen an Robert, meinen Mitraucher, Wachmann und Philosophen in unserem ersten Büro in der City denken muß, nehme ich das als Zeichen, daß der lahme Robert die Gelddose kriegen soll. Bis ich das alles bedacht und entschieden habe, sind wir mit zwei Reifen schon wieder auf der Straße. Weil aber Toni auch ein guter Mensch ist, fährt er fürs gute Werk halt nochmal um den Block.
Robert freut sich, wünscht alle Formen von Segen auf uns herab und winkt uns bei der abschließenden Runde über den Parkplatz heftig nach. Das hätte Coinstar niemals getan.
* “Spare some change” bedeutet wörtlich, ein wenig Wechselgeld zu erübrigen oder ganz prosaisch: “Haste mal ‘ne Mark”.
** San Bruno Cable sieht das mit dem Internet abbestellen ganz pragmatisch. An dem Tag, an dem ich das Modem persönlich in ihrem Büro zurückgebe, wird mein Kundenkonto geschlossen.