Ja, ja, ich habe im flockblog immer behauptet, daß die Amerikaner mit Ostern nichts am Hut haben, aber was geht mich mein saudummes Geschwätz von gestern an? Denn, es stimmt ja gar nicht. Selbstverständlich feiern sie Ostern. Und zwar nehmen sie die Auferstehung des HErrn zum Anlaß, aus schlechten Zutaten viel Essen zuzubereiten.
Das weiß ich, weil die Supermarktkette Target gerade ganz selbstlos Rezepte verteilt, bis hinein in meinen Briefkasten. Motto: “Dress up your ham.”* Wie’s der Zufall will, haben sie gerade alle dazu nötigen Zutaten im Angebot: einen eingeschweißten aufgeschnitten Schinken, schon fertig in der Alubackform. Und den soll der geneigte Kunde nach dem Erwärmen lustig garnieren, wenn er daran gedacht hat, die Plastikfolie vorher zu entfernen: mit Dosenananas, Dosenmandarinorangen (erinnert sich noch wer an die?), Maraschinokirschen und Lorbeerblättern aus dem Gläschen. Dabei gäbe es – wenn man denn schon Schinken aufhübschen muß – die Peripheriezutaten bei jedem “ethnischen” Supermarkt frisch. Beim Inder, beim Mexikaner, beim Araber, beim 99-Ranch Markt, der Gesamtrestasien abdeckt. Jeder kann frisch. Außer Target. Target bietet alles nur eingeweckt, -gedost und -geschweißt an, aber dafür viel für billig und Hauptsache bequem (“convenient”).
Die jüdische Kollegin übrigens hadert seit letzter Woche wieder besonders mit ihrem Gott. Von wegen “auserwähltes Volk” und so. Der alte Mann müsse doch ein ausgewachsener Sadist sein, wie sonst könne man seine Leute dazu zwingen, eine Woche lang ungesäuertes Brot zu essen? Ihr kämen diese Drecks-Mazzes nicht ins Haus, sie sei auch zu Pass-Over ein “bad Jew”. Bei ihr gibts zum Frühstück Eier mit Speck und zum Pessach-Mahl Schinken ohne hübsch.
Ich muß gerade sehr an mich halten, wenn mir wieder jemand von der anderen Seite des Atlantik ein schönes langes Wochenende wünscht und bin jetzt einfach mal nur neidisch. In In-God-We-Trust-Land kommen nämlich weder Karfreitag noch Ostermontag im Feiertagskalender vor. Hallo-ho?
Wenns dem Beivollerbezahlungnichtarbeitenmüssen dient, bin ich überzeugte Polytheistin.
* “Dress up your ham”, frei übersetzt “Schinken aufhübschen”. Oder wie man hier sagt, wenn jemand gerade versetzt wurde: “All dressed up and nowhere to go.”