Dr’ Zoch kütt

Kaliforniens Schonwiederimmernochgouverneur Jerry Brown hat gestern tatsächlich den ersten Spatenstich für das ehrgeizigste Projekt seiner ersten Doppelamtszeit getan, die Highspeed-Rail (HSR). Man muß wissen, daß er zum ersten Mal 1982 aus dem Amt schied und die nachfolgenden vier Governors, inklusive Arnie, nichts, nichts und gar nichts dafür getan haben, Los Angeles und San Francisco durch einen Zug (auf Schienen, man denke nur!) zu verbinden. Wie und ob es dieses Mal soweit kommt, ist sehr umstritten. Die republikanische Mehrheit in Washington hat schon signalisiert, daß sie auf keinen Fall Zuschüsse für den Ausbau von Infrastruktur genehmigen wird und entlang der geplanten 1300 Meilen Strecke prozessieren viele Grundstückseigentümer, wg. Wertverlust und aus Prinzip. (“Warum soll ich für einen Zug bezahlen, mit dem andere Leute fahren? I got my own ride*.”)

Kristin Olsen, die republikanische Oppositionsführerin, bringt die landläufige republikanische Position auf den Punkt: “Gouverneur Brown hetzt immer noch Zügen hinterher; währenddessen haben wir in Kalifornien echte Bedürfnisse.”

Demoskopen prognostizieren hier für die nächsten knapp 20 Jahre einen Bevölkerungszuwachs von 38 auf 60 Millionen, was nicht auf die Gebärfreudigkeit kalifornischer Frauen zurückzuführen ist, sondern darauf, daß der Wirtschaftsstandort immer mehr hochqualifizierte Erwachsene anzieht und damit einen immensen Bedarf im Dienstleistungssektor generiert, denn die können wahrhaftig nicht alle selber einkaufen, kochen, waschen oder Brut und Gärten pflegen. Die Infrastruktur ist jetzt schon überlastet und darüber hinaus marode, die Highways verstopft und baufällig, vernünftige Alternativen im ÖPNV weder existent noch geplant. Für die so oft beschworene Mobilität reicht das kaum mehr, Kalifornien steht auf dem Weg zur und von der Arbeit im Stau. Und sonst auch.

Ich bin gespannt, ob der Zug es bis zum Jahr 2028 wirklich auf die Schienen schafft oder ob (und wie oft) man dem “Bullet Train” bis dahin die Kugel gegeben hat.

 

* “My ride”, so nennt hier ein gewisser Menschen-, nein ein gewisser Männerschlag sein Auto, seinen Truck, Monstertruck oder SUV. Das sind genau die Typen, die man auch sonstwo auf der Welt nicht leiden können kann.

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