“Stay dry”

Wetter konnte nicht geladen werden* Zunächst zu den Fakten: Gestern Nachmittag war der Himmel grau bedeckt und letzte Nacht haben sich die dicken schweren Wolken sehr gleichmäßig leergeregnet.

Nun zur nordkalifornischen Reaktion auf eine (1) lächerliche Regennacht: “Bleiben Sie trocken”, wünscht der Radiomann gestern Abend der geneigten Hörerschaft. “A hard rain is gonna fall.” Jawoll. Hard Rain. Genau. Keine Ahnung, wo der Mann das her hat, auf zwanzig Meilen Strecke gibt es gerade mal genug Feucht von Oben für zwei Mal Scheibenwischen. Hard Rain. Aha.

Meine Nacht ist ruhig und friedvoll und jedes Mal, wenn ich auch nur viertelt wach werde, säuselt mich der Regen wieder in den Schlaf und ich wache ausgeruht wie schon lange nicht mehr auf. Als ich ins Büro aufbreche, glitzert die Morgensonne auf ein paar wohlgefüllten Schlaglöchern und lacht sich über die eilends aufgestellten leuchtend gelben “Flooded”-Warnschilder kaputt. Ich würde ja mitlachen, aber offensichtlich bereiten sich die anderen Verkehrsteilnehmer auch gerade auf die schriftliche Fahrprüfung vor und haben gelernt, daß die Straße am gefährlichsten ist, wenn es nach einer langen Trockenperiode regnet. Bei den ängstlicheren Typen führt dieses Wissen dazu, daß sie so sehr kriechen, daß sie rechts und links von wagemutigen Weinbergschnecken überholt werden, andere haben ihre Kamikaze-Stirnbänder angelegt und kreuzen die Spuren im Jeronimo!-Stil, offensichtlich in dem Irrglauben, daß, wer rast, schneller wieder von der Straße weg ist. Normal fährt keiner. (Außer mir.) Über den Stromausfall im Büro wundern sich auch nur die Zugereisten. Und PG&E, der Stromversorger. “The cause is listed as unknown.” Ja dann. Es bleibt auch nur ein paar Minuten dunkel, dann ist alles wieder heil. Aber, unkt es, das könne beim nächsten Hard Rain schlimmer werden. Viel schlimmer!

Die einzigen, die die paar Tropfen nicht für eine Katastrophe halten, sind Feuerwehrleute und Waschbären. Erstere bekämpfen gerade allerorten Waldbrände und freuen sich über Luftunterstützung beim Löschen, letztere feiern Orgien auf matschigem Fallobst. Greisin Lyn von Nebenan hingegen ist es sehr sehr peinlich. Sie hat mir wieder ein Entschuldigungsschreiben in den Briefkasten gesteckt: Schlechtes Wetter sei a) um diese Jahreszeit vollkommen ungewöhnlich und b) ü-ber-haupt kein Grund, Kalifornien den Rücken zu kehren.

Will ich ja gar nicht. Ihr müßt mir aber versprechen, die Kirche wieder ins Dorf zurückzubringen: eine Regennacht ist eine Regennacht ist eine Regennacht. Und keine Katastrophe.

* Bei dem Bildchen handelt es sich um einen Screen Shot von GMX heute früh.

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