Ich suche gerade nach einer neuen Kraft für die Verwaltung. Und weil man ja nicht alles selber machen will, “shoppe ich around”* und lasse ich mich von den Stellenausschreibungen anderer Menschen inspirieren. Wohlgemerkt, ich suche wen für eine vorwiegend sitzende Tätigkeit in einem Büro. Das tut der Autor der folgenden “Physical Demands” auch:
While performing the duties of this job, the employee is occasionally required to stand; walk; sit; use hands to finger, handle, or feel objects, tools or controls; reach with hands and arms; climb stairs; balance; stoop, kneel, crouch or crawl; talk or hear; taste or smell. Specific vision abilities required by the job include close vision, distance vision, color vision, peripheral vision, depth perception, and the ability to adjust focus.
Ich fasse kurz zusammen: die suchen jemanden, der sitzen kann. Und gehen und stehen. Zupacken. Treppen steigen, kriechen und krabbeln, reden, hören, schmecken, riechen und mit Augen im Kopf. Das alles und noch viel mehr hatte ich bisher bei meinen Bewerberinnen und Bewerbern als gegeben vorausgesetzt. Ich Ignorantin, ich.
Aber es ist nicht so, daß sie den zukünftigen Kollegen im Gegenzug nicht auch was zu bieten hätten: The noise level in the work environment is usually moderate. Schön. Es ist normalerweise nicht laut bei denen. Sehr schön. Aber das Dachdecken haben sie scheint’s vergessen: While performing the duties of this job, the employee is exposed to weather conditions prevalent at the time. Wo, um Himmels Willen, setzt diese Firma ihre Rezeptionistin hin? Draußen auf den Parkplatz? Oder bedeutet “den aktuellen Wetterbedinungen ausgesetzt sein” schlicht, daß sie keine Klimaanlage haben? Dann tun sie sich wahrscheinllich schwer, Amerikaner zu finden. Die glauben nämlich alle, daß Air Condition ein Grundrecht ist.
In mein Inserat werde ich neben den fachlichen nur eine weitere Anforderung aufnehmen, die Toni sehr zu Recht als fehlend moniert hat: “use brain”. Aus dem Rest mache ich einen blogpost.
* “To shop around” heißt, daß man sich mal so unverbindlich umsieht. “Go, shop around”, sagt der Ladeninhaber, der davon überzeugt ist, daß er der einzige ist, der einem wirklich das gewünschte Qualitätsprodukt anbieten kann. In einer Tonlage, die der der Ehefrau entspricht, die großzügig gewährt, daß der Gatte sich gerne draußen Appetit holen möge. “Aber gegessen wird zu Hause.”
Toni hat recht – “use brain” sollte eigentlich die allererste anforderung sein!
p.s. ich kapier’ das nicht so ganz – ist diese auflistung ein weg, um diskriminierungs-klagen zu vermeiden? oder ist das nicht diskriminierend, wenn man schon in der stellenanzeige diejenigen ausschließt, die z.b. nicht “talk or hear”-fähig sind? oder nur geringe oder gar keine “vision” haben, also fast oder ganz blind sind???
Ich erkläre mir das so, daß das Unternehmen eine Stelle anbietet, die man mit körperlichen Einschränkungen nicht ausfüllen kann. Das dürfen sie aber nicht so sagen. Also beschreiben sie ganz genau, wozu der Aspirant fähig sein muß, damit keiner, der diese Auflagen nicht erfüllen kann, bei Ablehnung bei einer Klage wegen Diskriminierung Aussicht auf Erfolg hat.
Manchmal treibts schon wilde Blüten…
Das mit den Wetterbedinungen sei durchaus sinnvoll. Wenn jemand die Tür öffne, könne durchaus ein Luftschwall hereinkommen und die Person in der Rezeption treffen. Kalt, oder, noch viel schlimmer, “hot”. Und dann brauche der Mensch im Empfangsbereich schon “Iron Sinusses” (Nebenhöhlen aus Stahl), um nicht an den Temperaturschwankungen zu erkranken.
Ich kann ‘nen “iron curtain” empfehlen… Meine Güte…