Kein Erfolg im US-Kino: “Jimmy P.”

In der schönen neuen Internetwelt der Indizes und Querverweise sucht man dies, liest noch rasch was über das, landet dann überraschend dort, guckt noch geschwind hier und auf einmal war ich bei beim Thema “Ethnopsychoanalyse” und einem der Pioniere in diesem Feld, George Devereux und seiner Anfang der Fünfziger Jahre veröffentlichten Studie: “Reality and dream: Psychotherapy of a Plains Indian”.

“Jimmy P.” , der Film zum Buch, lief letztes Jahr in Cannes. Er mag hier einigen Arthaus-Fans gefallen haben, sonst ist er für den amerikanischen Geschmack zu langsam und dialoglastig – es passiert nichts. Fast ein Kammerspiel mit intensiven Dialogen zwischen dem Psychiater und Anthropologen George Devereux (Mathieu Amalric) und seinem Patienten Jimmy Picard (Benicio Del Toro), der an Post-Traumatic Stress Disorder (PTSD) leidet, bevor der Begriff erfunden ist.

Beide spielen die Rollen der schwer an ihrer Vergangenheit tragenden Figuren sehr wahrhaftig. Amalrics europäischer Jude, der zwar mit dem Leben davongekommen ist, sich aber in seiner neuen Heimat schwertut, in seiner Profession Fuß zu fassen (Papiere?), del Toro als indianischer Kriegveteran, gefangen in den rassistischen Klischees* seiner Zeit und schier daran verzweifelnd, daß er immer noch körperlich leidet, wo doch seine sichtbaren Wunden längst verheilt sind.

Man möge sich die Zeit nehmen, den Film anzusehen. Er ist es wert.

 

* Am besten illustriert, als der erste ihn examinierende Psychologe seine Diagnose in die Worte faßt: “Es könnte Schizophrenie sein. Aber vielleicht ist er auch einfach nur Indianer.”

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