Aus der Reihe TGIF*: Could be worse

Ich bin kein Fan von langen Pendelfahrten ins Büro, vor allem nicht, wenn sie wie heute früh zweieinhalb Stunden dauern. An einem Freitagmorgen! Und bloß, weil irgendwelche Dummköpfe auf der Autobahn ihre Autos über mehrere Spuren zu abstrakten Metallobjekten zusammenklumpen und ihre noch dümmeren Vettern es ihnen auf der zweispurigen Ausweichstraße nachmachen müssen. Da ist man extra früh dran, hat einen wunderbaren Tagesplan im Kopf und dann muß man sich wegen dieser Deppen den ganzen Tag hetzen. Aaarrrggghhhh!

Google Maps rät für den Feierabendnachhauseweg vom 101 ab. Auf dem sind anscheinend alle unterwegs, die zum Game Day und zur großen Pride-Kick-off-Party in die City wollen. Auch recht, dann nehme ich den 280, der ist eh schöner und nie so voll. Vor der Auffahrt haben die Götter allerdings eine kleine Hürde eingebaut, denn auf der Sandhill Road findet diese Woche das “Project Pavement Renewal – Your Tax Dollars at work” statt und riesige Leuchtschilder blinken einen schon seit Wochen in Großbuchstaben an “EXPECT EXTREME DELAYS”. Ach was, denke ich mir, einen Tod muß man sterben und es ist eh alles nur Sternenschrott, das wird schon gutgehen. Und richtig, obzwar die Schilder noch wie wild blinken ist die Straße frei und kein Bauarbeiter mehr zu sehen. Vielleicht hatten sie auch hitzefrei, denn heute war der bisher heißeste Tag des Jahres. Den Titel sollte er genießen, dieser Freitag, morgen soll es nämlich noch heißer werden und dann muß er ihn an den Samstag abgeben.

Flugs flitze ich mit ein paar wenigen anderen den 280 lang, durch eine wunderschöne träge gelbbraune kalifornische Sommerlandschaft, mit glitzernden Seen, schwarzgrünen Nadelwaldhügeln und knatschgrünen Golfplätzen und kontempliere so nebenher, daß ich ja vielleicht nach Pacifica rüberfahren könnte und mir den Sonnenuntergang am Meer ansehen. Mal schauen. Entscheiden kann ich das erst eine Kurve vor der Ausfahrt, da steht die Wettervorhersage in Form eines Hügels. Das wird nix heute, leider, denn hinter dem Hügel steigen Nebelschwaden auf. Als Local weiß man, daß dann am Pazifik alles grau ist. Dann eben nicht. Stattdessen fahre ich heim, richte den Liegestuhl nach Westen aus und fange ein neues Buch an. (Den Vietnamkrieg habe ich gestern beendet und kann jedem nur empfehlen Karl Marlantes “Matterhorn: A Novel of the Vietnam War” zu lesen.)

Lang kann ich nicht draußen bleiben. Der San-Bruno-Windmann ist aus seinem Kurzurlaub zurück und holt Versäumtes auf. Huiuiui, wenn der so weitermacht, bläst er mir heute Nacht noch alle Äpfel vom Baum.

*TGIF ist ein hierzulande häufig verwendetes Akronym und steht für “Thank God, It’s Friday”.

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