Ein, zwei, viele Monsterpackungen Chips, ein, zwei, viele Sixpacks Bier, ein, zwei Fridgepacks Softdrinks, ein, zwei Kübel Dips, ein, zwei “Blocks” Cheese (ca. pfundschwere Käseziegel ohne Geschmack und in allen Farben von Leuchtendgelb über Grellorange bis Zartgrün erhältlich) und/oder Sprühkäsedosen sowie ein, zwei Racks Ribs (halbe Schweine) – das war am Freitag die Ladung fast aller Einkaufswagen im Supermarkt. Was ist los?
Ganz einfach: “Wir”, d.h. die San Francisco 49ers (im hiesigen Abkürzungswahn die “Niners”) spielen am Samstag in der NFL gegen die Green Bay Packers aus Wisconsin (die “Cheese Heads”) und Footballspiele sind traditionell ein Anlaß, zu dem man Freunde und Familie einlädt und Häppchen serviert. Was man halt so Häppchen nennt: Bei Carmen und Francisco gab’s Tortillas mit Salsa (hausgemacht: Zwiebeln, Tomaten, Jalapeños, Limettensaft und Cilantro feingehackt verrührt) und Twice Cooked Beans (Carmen sagt, das zweifache Kochen sei reiner Selbstschutz, weil die Bohnen dann weniger blähten), bei anderen Nachbarn lagen besagte halbe Schweine auf entsprechend riesigen Grills vor dem Haus; von Männern mit Bierflaschen in der Hand umstanden, die einander vor lauter Rauchschwaden nicht mehr sehen konnten (Klischee, aber was will man machen). Kein Fleckchen mehr in der Straße, das nicht mit Pick-ups zugeparkt war und den ganzen langen Abend über war spielbegleitendes Gegröhle zu hören.
Jürgen hat sich in meinem ersten Jahr hier die Mühe gemacht, mich in einer éducation sentimentale in einer Woche in drei Footballgames zu schleppen. Das reicht fürs Leben. Aber ich bin inzwischen “local” genug, um zu wissen, was sich gehört und habe mir deswegen heute früh berichten lassen, daß es ein gutes Spiel war und wir – natürlich – gewonnen haben. Darauf hatte ich ohnehin gewettet, ich war mir ziemlich sicher, daß die das prima hinkriegen, auch ohne mich. (Ich war mit Jane Austen beschäftigt.)
“éducation sentimentale”
Der Roman endet mit der Jugenderinnerung der beiden an einen gescheiterten Bordellbesuch: “‘Das war doch das Schönste, was wir erlebt haben!’ meinte Fréderic.”
War’s doch auch. Oder?
Ist der Unterschied zwischen Fummeln und Fumble theoretisch? Auch SuperBowl und SuperBlow…
– ach, was red’ ich.