Depp deppada

Wie ich mich bei der heutigen Wohnungsbesichtigung so umschau, denk ich, daß mein Augenmaß wohl eingegangen sein muß, denn die in der Anzeige angepriesenen 65 qm kommen mir arg klein vor. Wie ich diese Wahrnehmung dann mit der Vertreterin der Eigentümergemeinschaft bespreche, ist sie nicht abgeneigt, mir zuzustimen. Obwohl sie persönlich gar nichts dafür kann, da, sagt sie, sondern “mei Moa, weil, der hod’s ned a so mit dem Internet” und sei “irgendswie abg’rutscht” und hätte statt zwei Mal auf die “5” wohl einmal auf die “6” “aufidruckt mid seine Wurschdfinger”.

Das mit dem Wurstfinger-Fauxpas gelte im übrigen auch für die Kaution, da verlange man nämlich nicht nur zwei, sondern drei Monatsmieten, “do hod er sich aa verdoa”. Daß der Balkon aus der Anzeige ganz fehlt, ist in ihren Augen eine Marginalie – “mid olle Kreizerl, die’s do machen muaßt”. Man könne halt Männer einfach nicht ohne Aufsicht werkeln lassen. “Gell, des kennen’S beschtimmt aa?”, sagt sie, zwinkert und stößt mir kumpelinenhaft den spitzen Ellenbogen in die Rippen. Ich darf gar nicht dran denken, daß die im selben Haus wohnt. Nix wie weg! Was hier auf dem Vermietermarkt unter “versuchen kann man’s ja mal” läuft und “ich kann ja nix dafür, daß mein Mann so ein Depp ist”, nennt man in Juristenkreisen mindestens “unlauter”.

Warnung: Lang wird’s nimmer dauern, bis bei mir die marxistisch-leninistische Dialektik wieder durchbricht. Mensch, Herrschaften: Eigentum verpflichtet! Wer gegen diese Regel verstößt, wird umgehend expropriiert!

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